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Frage

Lieber Pater Angelo,

seit einiger Zeit habe ich beschlossen, Gott näher zu kommen, da ich bisher immer fern von Ihm gelebt habe.

Ich habe begonnen, das Evangelium zu lesen und mir alle Lehren Jesu niederzuschreiben, die ich irgendwie dem Inhalt entnehmen konnte. Dasselbe gilt für die Predigten. 

Allerdings konnte ich mir keine Informationen darüber besorgen, wie ich mich in den verschiedenen Lebenslagen zu verhalten habe und bei der Suche nach anderem hilfreichen Material bin ich im Internet auf eine ausführliche Anleitung zur Gewissenserforschung gestoßen (bisher verfügte ich über ziemlich vereinfachte Beispiele), in dem Hunderte von sündhaften Verhaltensweisen aufgelistet sind, darunter viele, von denen ich bisher überhaupt keine Ahnung hatte, dass sie zu den Sünden gehören. Wie zum Beispiel: keine Taten der Nächstenliebe vollbringen, nicht für unsere Feinde beten, nicht in jeder Situation den Willen Gottes suchen, nicht nach anderen Erfahrungen außer der Eucharistiefeier und dem Gebet suchen, die Umwelt verschmutzen, schlecht oder nicht mit Freude unserer Arbeit nachgehen, sich aus Faulheit bedienen lassen, ständiges Grübeln und Traurigkeit, faul sein und viele, viele andere mehr.

Daher stelle ich Ihnen diese beiden Fragen:

1) In den vergangenen Beichten habe ich viele dieser Sünden noch nie gebeichtet, weil ich nicht wusste, dass es sich um Sünden handelt. Ich habe aber immer trotzdem die Kommunion empfangen. Habe ich ein Sakrileg begangen?

2) Durch meine vielen Sünden fiel ich in einen psychologischen Angstzustand, dafür dass ich Gott beleidigt habe.

Seit dem Tag, an dem ich diesen ausführlichen Leitfaden zur Gewissenserforschung gelesen habe, habe ich Angst, bei den normalen Tagesaktivitäten in Sünde zu verfallen, und dies hält mich in meinen Aktivitäten zurück und führt mich zu ständigem Überlegen, ob ich wohl nichts Falsches mache.

Außerdem machte sich in mir die Angst breit, zu sehr von der Barmherzigkeit Gottes zu profitieren und in der Hölle zu landen.

Daher wollte ich Sie fragen, ob es sich bei mir um einen psychologischen Zustand handelt, der korrigiert werden muss, oder ob es sich um ein Geschenk Gottes handelt und ich daher so weitermachen soll.

Herzlichen Dank

Antonio


Antwort des Priesters 

Lieber Antonio,

1. endlich hast du bemerkt, dass der Herr an deine Tür klopfte, und du hast Ihm geöffnet.

Du hast gut daran getan, das Evangelium zu lesen. Es war zweifellos eine (vielleicht unbeachtete) Begegnung mit dem Herrn. Er sprach zu dir und berührte dein Herz, während deine Augen über diese Zeilen glitten.

Und mehr oder weniger dasselbe geschah, als du dir zu Hause die Lehren der Predigten aufschriebst, die eine Anwendung des Evangeliums in unserem Leben sind.

 Für all das lobe ich mit dir den Herrn und danke Ihm.

2. Um zu deinem ersten Problem zu kommen, möchte ich dich beruhigen, denn du hast keine Sakrilegien begangen, und zwar aus zwei Gründen:

erstens, weil es notwendig ist, alle uns bekannten Sünden zu bekennen. Und du warst dir deren nicht bewusst; also hast du kein Sakrileg begangen.

Zweitens, weil es notwendig ist, alle schweren Sünden zu bekennen. Nun sind nicht alle Verfehlungen gleich schwerwiegend.

In Zukunft kannst du dich jedoch so verhalten: Am Ende der Sündenbekennung kannst du hinzufügen: Ich möchte auch alle Sünden einschließen, die ich jetzt nicht erkannt oder vergessen habe. 

3. Das Lesen dieser sehr ausführlichen Gewissenserforschung hat dir psychologisch keinen Nutzen gebracht, weil du jetzt mit einer gewissen Angst lebst. Und das ist nicht gut. Wir sind berufen, dem Herrn in Einfachheit und mit Freude zu dienen.

Ich empfehle dir: Halte dich an den universellen Beichtspiegel, der als Hilfsmittel bei der Gewissenserforschung dient und sich aus den 10 Geboten zusammensetzt.

4. Du schreibst, manchmal scheint es dir, die Grenzen der Barmherzigkeit des Herrn zu überschreiten.

Glücklicherweise, lieber Antonio, ist Gottes Barmherzigkeit grenzenlos und du nutzt sie nie zu sehr aus.

Aber es gibt ein ungesundes Ausnutzen der Barmherzigkeit des Herrn und dies besteht darin, Sünden zu begehen, unter dem Vorwand, ich kann sie ja wieder beichten und der Herr wird mir schon wieder vergeben. Dies ist kein Zeichen der Liebe zum Herrn. Es ist als würde man sagen: Ich versetze dir eine Ohrfeige und misshandle dich, da ich mir sicher bin, dass du mir verzeihst.

Aber dies ist sicherlich nicht dein Fall.

5. Ich erlaube mir, dir einen kleinen Leitfaden für die Gewissenserforschung zu geben, den ich für junge Leute zusammengestellt habe. Ich hoffe, dass er dir hilft, Klarheit zu verschaffen, ohne dich in ängstliche Stimmung zu versetzen.

Leitfaden für die Gewissenserforschung vor der sakramentalen Beichte der Jugendlichen und Oberschüler.

Erstes Gebot: Du sollst keine fremden Götter neben mir haben!

– Wie steht es um mein Gebetsleben?

– Wie verhalte ich mich Gottes Plan mir gegenüber (Heiligkeit, besser werden)?

Habe ich an spiritistische Sitzungen teilgenommen? Habe ich mich an Wahrsager gewandt, bin ich abergläubisch?

Zweites Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren!

– Habe ich Gott Gelübde oder Versprechen gegeben und sie nicht gehalten?

Habe ich den Namen Gottes oder der Jungfrau Maria leichtfertig ausgesprochen oder zum Fluchen missbraucht?

Drittes Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen!

– Habe ich an Sonntagen oder gebotenen Feiertagen aus eigener Schuld die heilige Messe versäumt? 

– Habe ich die heilige Kommunion empfangen, ohne vorher schwere Sünden gebeichtet zu haben?

– Habe ich bei der letzten Beichte schwere Sünden absichtlich verschwiegen?

Viertes Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren!

– Habe ich ihnen Kummer bereitet?

– War ich ungehorsam? Habe ich meine beruflichen oder Pflichten als Schüler gewissenhaft erfüllt? War ich zu Hause und zu anderen hilfsbereit? Habe ich Beleidigungen vergeben? Habe ich mich gerächt?

Fünftes Gebot: Du sollst nicht töten!

–  Habe ich eine Abtreibung vorgenommen oder dazu beigetragen?

– Habe ich Drogen genommen? Habe ich meiner Gesundheit geschadet durch übermäßigen Genuss von Alkohol oder Unmäßigkeit im Essen?

Sechstes Gebot: Du sollst nicht Unkeuschheit treiben!

– Habe ich alleine oder mit anderen Unkeusches getan? Habe ich gesündigt durch Selbstbefriedigung?

– Habe ich unmoralische Zeitschriften gelesen oder Sendungen angesehen?

– Habe ich gegen unreine Gedanken und Fantasien gekämpft? Habe ich mich bemüht, mich anständig auszudrücken?

Siebtes Gebot: Du sollst nicht stehlen!

– Bin ich sorgsam mit fremdem Gut umgegangen? Habe ich nach unehrlichen Verdienst gesucht?

– Habe ich schlecht über andere gesprochen? Habe ich Zwietracht gesät?

Achtes Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen!

– Habe ich gelogen? Habe ich andere verleumdet? Habe ich Verdacht geäußert oder voreilig geurteilt?

Neuntes Gebot: Du sollst nicht Unkeusches begehren!

– Habe ich mein Schamgefühl bewahrt? War ich unschamhaft im Denken – Reden – Zuhören – Anschauen?

Zehntes Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!

– Bin ich neidisch auf die Sachen anderer? Bin ich stolz und arrogant?

NB.

– Zu Beginn weist man darauf hin, wann die letzte Beichte zurückliegt.

– Es ist unbedingt notwendig, dass man wenigstens alle schweren Sünden bekennt mitsamt ihrer Zahl (oder Häufigkeit), andernfalls begeht man ein Sakrileg. Die kursiv geschriebenen Sünden sind Todsünden.

Von den anderen Sünden sagen wir, woran wir uns erinnern.

Akt der Reue: Mein Gott, aus ganzem Herzen bereue ich alle meine Sünden, nicht nur wegen der gerechten Strafen, die ich dafür verdient habe, sondern vor allem, weil ich dich beleidigt habe, das höchste Gut, das würdig ist, über alles geliebt zu werden. Darum nehme ich mir fest vor, mit Hilfe deiner Gnade nicht mehr zu sündigen und die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden. Mein Jesus, Barmherzigkeit. Amen.

Ich danke dir für die Aufmerksamkeit, verspreche dir mein Gebet und segne dich.

Pater Angelo