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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich entschuldige mich im Voraus, Ihre kostbare Zeit in Anspruch zu nehmen, für eine, zumindest für die katholische Moral, wahrscheinlich irrilevante Angelegenheit. Nicht aber für mich, weil sie mir viel Leid verursacht. 

Ich möchte Ihnen gern zwei unterschiedliche Fragen stellen, die aber mit demselben Ereignis zu tun haben, das gestern geschehen ist. Eine meiner Hündinnen ist gestorben, was mir und meinen Angehörigen einen großen Schmerz hinterlassen hat. Dabei sei vorausgeschickt, dass ich kein fanatischer Tierschützer bin. Ich liebe Tiere, bin aber nicht Vegetarier oder so etwas dergleichen. Mir ist bekannt, dass Tiere keine Seele haben, doch kann ich nicht umhin, mir Fragen zu stellen. Die Zuneigung, die uns unser geliebter Vierbeiner in all diesen Jahren entgegenbracht hat, war etwas Außergewӧhnliches und nicht nur wegen des Futters, darüber bin ich mir sicher. Wie kann es sein, dass diese bedingungslose Liebe für immer verloren ist? Den Antworten auf ähnliche  Fragen anderer Leser habe ich entnommen, dass Tiere für immer in Gott existieren werden, es sich dabei aber um eine “virtuelle” Existenz handelt (entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise). Mir kommen jene bildlichen Darstellungen des irdischen Paradieses in den Sinn, wo Tiere vorkommen. Wie kann es sein, dass Gott nicht auch diese Kreaturen wieder zum Leben erweckt? Ich stelle mir vor, dass Gott alles liebt, was Er geschaffen hat. Wie ist es also möglich, dass Er zulässt, dass das von Ihm Geschaffene (daher nur Gutes) für immer verloren geht? Diese kleinen Geschöpfe, die uns immer so treu zur Seite standen und uns freudige Gesellschaft leisteten… sind sie nicht auch ein Geschenk Gottes? Im Himmel werden wir Gottes Angesicht sehen, etwas Unschätzbares und Erhabenes. Der Herr hat aber auch diese Welt mit großer Großzügigkeit geschaffen. Dazu fallen mir die Worte der Hl. Therese von Lisieux, eine meiner bevorzugten Heiligen, ein, die Folgendes geschrieben hat: “Diese Schӧnheiten… die so reichlich verstrӧmt wurden, haben meiner Seele so gut getan!  So wie sie zu Dem erhoben haben, Der sich erfreute, indem Er so viele Meisterwerke über ein Exilland verbreitet hat, das dazu bestimmt war, nur einen einzigen Tag zu dauern!”  

Könnte der Herr, der alles mit solcher Großzügigkeit geschaffen hat, nicht einen Platz für alle seine Geschöpfe reservieren? Mir ist klar, dass es ernstere Probleme gibt als dieses, das ich Ihnen unterbreite… und wahrscheinlich sind Theologen auch nicht groß daran interessiert, aber für uns bleibt es ein schmerzhaftes Thema.

Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen für die Zeit, die Sie sich genommen haben.

M.


Antwort des Priesters

Lieber M.,

1. ich kann die Trauer um deinen Hund gut nachvollziehen.  

Er war dir und deinen Familienangehӧrigen ein großes Geschenk Gottes und wir können über die Fülle der Gefühle in einem Wesen ohne spirituelle Seele und Verstand nur erstaunt sein.  

2. Gott verabscheut nichts von dem, was Er geschaffen hat, steht in der Heiligen Schrift (Weish. 11,24).

Und auch wenn man nicht von Überleben der Seele des Hundes sprechen kann, hat dein Hund ab aeterno jedoch ein besseres Dasein in Gott als in sich selbst.

In sich selbst hatte er nur eine flüchtige Existenz und hat nur wenige Menschen beglückt.  

In Gott hingegen existiert er für ewig und kann, obwohl er Teil der akzidentellen Herrlichkeit ist, sowohl für euch Grund zur Freude sein, weil ihr ihn in all den euch entgegengebrachten Gesten der Zuneigung wiederfinden werdet, als  auch für viele andere Menschen.   

Das ist die Lehre des Hl. Thomas’. 

3. Die von dir verwendete Ausdrucksweise hilft dir nicht, diese Wirklichkeit zu verstehen.  

Dem von dir Verstandenen zufolge, ist die Existenz der materiellen Wesen im Jenseits nur virtuell.

Nun hat aber für uns die virtuelle Existenz einen kleineren Wert als die reale Existenz.  

4. Im Geist Gottes hat dein Hund keine virtuelle Existenz, das heißt, eine ärmere als die, die er hier hatte, sondern eine bessere Existenz. 

Worin genau diese bessere Existenz besteht, wissen wir nicht, aber es ist so.

Schließlich erscheint uns selbst das Dasein im Paradies, so sehr wir es auch zu beschreiben versuchen, in mancher Hinsicht ärmer als das, was wir hier haben. Und das ist auch der Grund, warum wir so am gegenwärtigen Leben hängen.

Tatsächlich handelt es sich aber um einen Irrglauben. Der Hl. Paulus versichert  “was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben” (1 Kor.  2,9).

5. Belassen wir es dabei, aber das dürfte als Antwort reichen.  

Andererseits ist die Hypothese einer Auferstehung ihrer Körper nicht ganz plausibel, als könne man die Tiere einem allgemeinen Gericht unterwerfen und vielleicht zur Hölle verdammen.

Ich grüße dich, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.  

Pater Angelo