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Frage

Guten Tag, Pater, es ist das erste Mal, dass ich Ihnen schreibe.
Ich heiße …, bin … Jahre alt. Seit 20… bin ich mit … verheiratet und wir haben zwei Kinder.

Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Ich bin in einer praktizierenden katholischen Familie aufgewachsen. Im Jugendalter habe ich mich dann ein wenig von der Kirche distanziert. Ich ging zwar zur Messe, aber eher aus Pflicht… und auch aus Langeweile. Eine Zeit lang bin ich dann nicht mehr hingegangen.

Vor einem Jahr dann die Wendung; ich habe mich wieder der Kirche genähert… und sogar gelernt, wie man den Rosenkranz betet. Bis ich dann eines Tages im Internet auf einen Mann gestoßen bin, der auf seiner Webseite religiöse Themen behandelt, denen ich zunächst mit großem Interesse folgte, bis wir dann anfingen, uns privat zu schreiben. Mir gefiel es, mit dieser Person Meinungen über Religion usw. auszutauschen, aber irgendwann, ich weiß gar nicht wie, sind wir zum Thema Sexualität übergegangen.

Kurz gesagt… es entstand eine Art virtuelle Beziehung zu dieser Person. Ich merke erst jetzt, dass ich völlig von dieser Person abhängig war… ich habe mich allem was er sagte, gefügig gemacht.

Dann aber haben wir gemeinsam beschlossen, aufzuhören und uns auf eine Freundschaft zu beschränken.

Ich hatte seit meiner Kindheit nicht mehr gebeichtet und am 24. Juni, dem Tag des Heiligsten Herzen Jesu, beschloss ich, beichten zu gehen. Wie sehr ich während und nach der Beichte geweint habe! Ich fühlte mich wie neugeboren. Zum zweiten Mal geboren.

Leider habe ich aber im August erneut denselben Fehler begangen und wir haben unsere Beziehung von früher wieder aufgenommen. Aber dieses Mal hat mein Mann den Chat entdeckt….!  Pater, welch unermesslicher Schmerz. Ein Schmerz, den ich noch nie zuvor gespürt habe. Ich sah, wie mein Leben in einem Augenblick auseinanderfiel. Aber es war gut, dass mein Mann diesen Chat entdeckt hat. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, der mich aus einem tiefen Schlaf erweckte. Ich musste zur Besinnung kommen.

Die darauffolgenden Tage waren schrecklich. Ich habe nur noch geweint, von morgens bis abends, und brachte auch keinen Bissen mehr runter: Panikattacken. Unsere Kinder fühlten, dass etwas nicht stimmte. Da ich nicht in der Lage war, allein zurechtzukommen und niemanden hatte, mit dem ich darüber reden konnte, beschloss ich, mich an den Pfarrer meiner Gemeinde zu wenden. Ich erzählte ihm alles und bat ihn, mir die Beichte abzunehmen. Ich musste den Herrn um Vergebung bitten.

Es war nicht leicht, wieder auf die Beine zu kommen … aber wir sind immer noch hier … mit Höhen und Tiefen. Es gibt Momente, wo mein Mann und ich uns streiten und bestimmte Dinge wieder hochkommen. Die Wunde ist wahrscheinlich noch offen. Aber ich möchte mit meinem Mann und meinen Kindern zusammen bleiben. Ich habe meine Fehler eingesehen und zahle immer noch teuer dafür. Doch manchmal verlässt mich die Kraft. Ich denke: „Wozu bete ich eigentlich… niemand hört mir zu“, und manchmal fühle ich mich so einsam… aber dann merke ich, dass ich nur Frieden finde, wenn ich in der Kirchenbank sitze. Ich bin nicht gut im Beten… bin noch am Lernen… Ich will lernen, den Herrn zu lieben, in Momenten der Freude, wie auch des Schmerzes, aber das ist nicht einfach.
Manchmal habe ich das Bedürfnis, zur Beichte zu gehen, auch für Dinge, die „dumm“ erscheinen mögen, aber ich möchte Gott wirklich nicht mehr beleidigen. 

Ich bete zum Herrn, er möge mir einen geistlichen Vater schicken … einen Leiter … ich verspüre dieses Bedürfnis. 

Lieber Pater Angelo, bitte beten Sie für mich. 

Verzeihen Sie mir den langen Brief.

Liebe Grüße


Antwort des Priesters

Liebe Besucherin, 


1. Man kann sich seiner Sache nie zu sicher sein.

Der Teufel versteht es, sich einzuschleichen, selbst wenn wir gute und heilige Dinge tun.

Deshalb lesen wir in der Heiligen Schrift: “Kein Wunder, denn auch der Satan tarnt sich als Engel des Lichts” (2 Kor 11,14).

2. Der Herr hat uns viele Male ermahnt, wachsam zu sein.

Leider sind wir zu selbstsicher, und denen, die uns manchmal zur Wachsamkeit ermahnen, antworten wir, dass sie überall nur das Böse sehen.

3. Zu den letzten Worten, die Jesus kurz vor seiner Verhaftung im Garten am Ölberg zu seinen Jüngern sprach, gehörten diese: “Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!” (Mt 26,41).

Hier warnt Jesus davor, sich auf sich selbst zu verlassen.

Deshalb ist es notwendig, auf das Gebet zurückzugreifen, damit Jesus in unserem Leben präsent und aktiv ist und wir nicht in Versuchung geführt werden (Mt 6,13).

4. Nachdem er gesagt hatte: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet“, fügte Jesus hinzu: “Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.” (Mt 26,41).

5. Der Bibelwissenschaftler Mark Sales kommentiert: „Als Jesus seine Jünger vielen Gefahren ausgesetzt sieht, ermahnt er sie, wachsam zu sein, um nicht überrumpelt zu werden, und zu beten, damit sie von Gott die nötige Kraft erhalten, nicht in Versuchung zu geraten.

Und dann gibt er den Grund an: ihr Geist, d.h. ihre Seele, ist voller Eifer und guten Willens, aber man darf sich nicht zu sehr darauf verlassen, denn die Schwäche der menschlichen Natur ist zu groß, wenn man ihren verderblichen Teil betrachtet, also das Fleisch”.

6. Der heilige Petrus, vom Heiligen Geist inspiriert, schreibt: “Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann” (1 Pt 5,8).

7. Was nun dich betrifft, hättest du nach dem ersten Fall umsichtiger werden sollen.

Der heilige Thomas sagt, dass bei den Versuchungen gegen die Unreinheit gewinnt, wer flieht. 

Hier seine genauen Worte: „Die Sünde ist immer zu meiden: manchmal aber wird die Versuchung zur selben leichter überwunden dadurch, dass man vor ihr flieht, und manchmal leichter dadurch, dass man gegen sie angeht.

So mahnt der heilige Paulus in 1Kor 6,18: „Meidet die Unzucht”; denn der beständige Gedanke daran mehrt den Reiz zur Sünde. Wenn aber der beständige Gedanke daran den Reiz mindert oder fortnimmt, so muss man gegen solche Versuchungen positiv angehen. Dies ist nun bei der geistigen Trauer der Fall. Je mehr die geistigen Güter betrachtet werden, desto mehr gefallen sie und schwindet die Trägheit” (Summe der Theologie, II-II, 35, 1, ad 4).

8. Letztendlich war es, wie du selbst bemerkst, eine Gnade, dass dein Mann den Chat entdeckt hat. Wer weiß, wie lange diese Geschichte noch weitergegangen wäre und wer weiß, wie sie hätte enden können!

Ich kann es verstehen, wenn du schreibst: „Es war nicht leicht, wieder auf die Beine zu kommen“.

9. Vertraue dich nun der Muttergottes an, denn sie ist Mutter.

Wenn Mütter viele Dinge in Ordnung bringen können, kann dies die Muttergottes noch viel besser.

Ich rate dir, dich zu bemühen, jeden Tag den Rosenkranz zu beten.

Alles wird wieder aufblühen und du wirst erkennen, wie die Muttergottes durch ihre Sanftmut liebevoll eingreift, wie nur sie es zu vollbringen vermag. 

Ich begleite dich mit meinem Gebet, wünsche dir alles Gute und segne dich.

Pater Angelo