Questo articolo è disponibile anche in: Italienisch Deutsch

Frage

Guten Tag, lieber padre Angelo,

vorab mӧchte ich Ihnen schon mal sagen, dass Sie sich keine Sorgen machen brauchen, wegen der eventuell verspäteten Antwort. Ich kann gut verstehen, dass Sie sich voll für diese Mission engagieren und viele wichtigere Fragen erhalten werden, als meine, die deshalb einer schnelleren Antwort bedürfen.  

Ich nehme diese E-mail auch zum Anlass, um mich für Ihre Hilfe zu bedanken, denn dank Ihrer Kolumne habe ich mir im Laufe der Jahre gute Kenntnisse aneignen können und so meinen Glauben gefestigt, und das ist wahrhaftig ein Geschenk Gottes.

Nun kommen wir zu den Fragen.

Kann es sein, dass Gott so zu mir gesprochen hat, wie ich es nachfolgend beschreibe?

Ich bin 23, männlich und studiere im dritten Semester Religionswissenschaft.  Zuallererst muss ich zugeben, dass es sehr schwierig ist, einen Seelsorger zu finden, der einem bei der Entdeckung der Berufung zur Seite steht. Die meisten Priester und Laien, auf die ich treffe, sind zwar gute Menschen aber sie kommen mir alle ungeeignet vor.  Ich denke, dass sie meine Innerlichkeit kaum verstehen würden.  Andere wiederum sind zu sehr beschäftigt oder schon etwas bejahrt und sich auch noch meiner anzunehmen, wäre für sie zu aufwendig.  

Auch in Bezug auf die Beichte habe ich seit langer Zeit dieses Problem, denn ich schiebe sie oft lange auf, aus Angst, nicht verstanden oder wegen meiner übertriebenen Gewissenhaftigkeit kritisiert zu werden.  Ich bin mir jedoch bewusst, dass man ohne Seelsorger leicht aus der Bahn gerät.  Wie kann ich diese Probleme denn überwinden?  

Auf jeden Fall fühle ich seit zirka zwei Jahren eine Art Inspiration, die ich ehrlich gesagt, auf  vielleicht außerordentliche Weise wahrgenommen habe.  Mir geht es jetzt nicht darum, zu wissen, wie ich der Inspiration nachgehen kann, denn darauf einzugehen, wäre zu lang, und dies hier ist auch nicht der rechte Platz dafür.   

Tatsache ist, dass ich auf zwei verschiedenen Pilgerfahrten an spirituellen Übungen teilgenommen habe, wo wir über die eigene Zukunft meditierten.  Einmal, nach langem Gebet, überkam mich plötzlich wie eine Inspiration zum Schreiben und es schien mir, als wäre nicht ich, der schreibt, obwohl ich mir der Handlung bewusst war.  Da ich psychisch in Ordnung bin, bezweifle ich, es mir nur eingebildet zu haben.  

Ich weiß nicht, ob es vielleicht ein direktes Eingreifen Gottes war oder etwas anderes.  Während ich schrieb, fühlte ich mich wie in einer Ekstase.  

Kurz gesagt, diese Botschaften haben mich dazu geführt, ein guter Christ zu sein, Selbstvertrauen und Mut zu fassen, und Theologie zu studieren.  Außerdem stellten sie mir ein Leben starker Hingabe und im Gebet in Aussicht, voller neuer Bekanntschaften, die meines Gebets bedürfen.  Auch dass ich eine hingebungsvolle Ehefrau kennengelernt, Kinder unterrichtet und sogar Priester ausgebildet hätte. Daraus habe ich gefolgert, dass mein Beruf mit Unterricht zu tun haben wird, und da ich leidenschaftlich gerne Religion lehre, eine gewisse Begabung und gute Ergebnisse im Studium aufweisen kann, denke ich, dass dies der richtige Weg sein könnte. 

Außerdem bin ich aufgrund der Scheidung meiner Eltern, als ich noch klein war, Kindern gegenüber sehr sensibel geworden und fühle mich dazu berufen, mich um sie zu kümmern.  Seit ein paar Jahren bin ich außerdem Onkel geworden und fühle mich unter meinen Enkeln besonders wohl.  So stelle ich mir also vor, dass ich in Zukunft entweder selbst Kinder haben oder im Bereich Familienheime oder Adoption tätig sein werde.  Ist das eine realistische Folgerung oder eher  ein, aus den seelischen Wunden der Kindheit, hervorgerufener,  psychologischer Prozess?  In diesem Sinne finde ich die Wahl der Ehe passender, es sei denn, ich bin nicht auf dem Laufendem und Kinder haben, auch als geweihter Mensch möglich ist, aber dies kommt mir komplizierter vor. Zurzeit habe ich jedenfalls keine Freundin und hatte bisher auch nur eine einzige richtige Beziehung.  Da ich schon lange eine starke Neigung zum Gebet und Selbsthingabe verspüre, dachte ich, dass es schӧn wäre,  sobald ich ins richtige Alter komme, Diakon zu werden. 

Kommt Ihnen das alles zu übertrieben vor? Kann es sein, dass Gott zu mir gesprochen hat? (was mir praktisch bisher noch nie passiert ist, von daher halte ich mich also für keinen Fanatiker).  Ich verstehe aber, dass ich allem voran heiraten sollte, um viele dieser Dinge zu verwirklichen.  

Wie verhalte ich mich am besten? 

Eine feste Umarmung und ich verspreche, für Sie zu beten. 

Mӧge Gott Sie segnen.


Antwort des Priesters 

Lieber Besucher,

1. Endlich bin ich dazu gekommen, deine E-Mail zu lesen und freue mich über deine weisen Wünsche.  

Ich freue mich über deine Beziehung zu Gott und deinen Wunsch, dein Leben so weit wie mӧglich dem Herrn zu widmen. Ich merke nämlich, dass du den Willen hast, allen Liebe zu schenken, besonders den Kleinen.  

Wie du richtig verstanden hast, kannst du aber deine Liebe anderen nur geben, wenn du ihren Seelen Gott, Jesus Christus und Seine Gnade vermittelst.

Ich glaube, dass du durch die Wahl des Theologiestudiums den richtigen Weg gefunden hast, dies zu tun.  

In dieser Hinsicht ermutige ich dich, weiterzumachen.  

2.  Es bleiben mir noch zwei Dinge zu klären.

Erstens, wie dieser große Wunsch von dir mit dem Eheleben in Einklang gebracht werden kann. Durch die Ehe verpflichtet man sich, voll für seine eigene Familie da zu sein und das ist nur schwer, mit einer so universellen Mission wie deiner, zu vereinbaren. Dies kann jedoch ein Problem für mich sein, nicht unbedingt aber auch für Gott! Das möchte ich betonen.

Gott kann nämlich neue Wege der Evangelisierung und Heiligung eröffnen.  

3. Der zweite Punkt betrifft die Botschaften, die du, wie du selbst behauptest, ohne lange nachzudenken niedergeschrieben hast, und dir nicht sicher bist, ob es ein Eingreifen Gottes war oder etwas anderes.   

Nun, genau das muss überprüft werden.

Denn in der Regel drückt sich Gott nicht so aus.  Selbst die heiligen Autoren, die eindeutig von Gott inspiriert waren, schrieben nicht so.  Der Hl. Lukas legt ein schönes Zeugnis davon ab, als er am Anfang seines Evangeliums sagt, dass er sorgfältig recherchiert und Zeugen vernommen hat.  

Daher ist es notwendig zu überprüfen, um welche Art von Schreibweise es sich handelt und von welcher Seite sie herrührt.

4. Wenn du sicher gehen willst, dies mein Rat: plane deine Zukunft nicht nach dem, was du spontan aufgeschrieben hast, sondern erforsche, was deinem Wesen, Potential, deinen Wünschen und Möglichkeiten, wirklich entspricht.  

Wenn Gott dich ansprechen will, ist dies der erste Weg.  Alle anderen eventuellen Worte müssen mit diesen verglichen werden, die Gott selbst in dir geschrieben hat. 

5. Auch hier gilt das große Thomas-Prinzip: die Gnade ersetzt die Natur nicht, sondern setzt sie voraus.  Dann heiligt und verbessert sie sie.

Ich wünsche dir ein heiliges Weihnachtsfest voller himmlischer Gnade und Trost. 

Ich versichere dir mein Gebet und segne dich.

Padre Angelo