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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich bin jetzt ein treuer Leser Ihrer Rubrik geworden.  Ich schreibe Ihnen, um einige Erläuterungen über den Begriff Nächstenliebe und der Liebe zu Gott zu bekommen.

Insbesondere beim Lesen  des Werkes von der Hl. Theresia vom Kinde Jesu habe ich erfahren, dass  Nächstenliebe für sie ein zentrales Thema war. Z.B. fällt mir ein Detail ein, und zwar, als sie trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes niederkniet, um eine Nadel aufzuheben, da diese andere Nonnen verletzen könnte. Sie sagte nämlich, dass, wenn man aus Liebe handelt, auch die kleinste Geste zur Grӧßten wird. Indem sie die Nadel aufgehoben hat, habe sie die ganze Welt aufgehoben. Dieser Punkt ist mir nicht ganz klar! Wie kann man, vor allem im Alltagsleben, jede einzelne Geste oder Aktivität mit der Liebe zu Gott verbinden? Oder eine Aktivität oder Geste aus Nächstenliebe ausführen? Könnte ich verstehen, wie man in diesem Sinne handeln kann, denke ich, würde dies eine Revolution nicht nur im Alltagsleben, sondern im ganzen irdischen Leben auslӧsen.

Danke, Alessandro


Antwort des Priesters

Lieber Alessandro,

1. ich glaube sagen zu können, dass die, in ihrer erhabenen Heiligkeit bestehenden Größe der heiligen Theresia vom Kinde Jesus darin liegt, dass sie es geschafft hat, alle ihre Handlungen, auch die bedeutungslosesten, in Taten der Liebe umzusetzen. 

Beim Kanonisierungsprozzess der Hl. Theresia berichtete Schwester Maria von der Heiligsten Dreifaltigkeit, dass die Gemeinde am 29. Juli 1894 einige fromme Urteile ausgelost hatte.  Die Karte, die Schwester Theresia zufiel, lautete: “Würde man dich zu jeder Zeit fragen: was machst du?, sollte deine Antwort heißen: ich liebe. Im Refektorium? Ich liebe. Bei der Arbeit?  Ich liebe …”.

Die Hl. Theresia behielt diese Karte bis zum Tod, und sie brachte ihr soviel Freude, dass sie sagte: “sie ist das Echo meiner Seele”.

2. Ihre etwas ältere Schwester Celina, die im Kloster den Namen Schwester Genoveffa annahm, bezeugte dasselbe: “So vollkommen und treu wie sie war, in allen Dingen die Herrlichkeit Gottes zu suchen, sagte ich eines Tages zu ihr: « Ich beneide seine Werke. Auch ich möchte gute und schöne Werke machen, Schriften, Gemälde usw. erschaffen…die den lieben Gott lieben lassen». 

«Ach, antwortete sie mir, man sollte sein Herz nicht an diese Dinge hängen. Oh! nein, man sollte sich nicht über die eigene Machtlosigkeit betrüben, sondern nur die Liebe suchen».

In dieser letzten Erklärung finden wir einen wunderbaren Hinweis darauf, wie man den Weg der Heiligkeit gehen soll.

Vielleicht sind auch wir wie Celina versucht, zu sagen: “Kӧnnte ich bloß das eine odere andere tun…… Kӧnnte ich doch etwas Gutes tun, kӧnnte ich doch viele Menschen zum Herrn bekehren…”.

Dabei haben wir die wirkliche Kraft, die grӧßte von allen, an der Hand: alles aus Liebe zu Gott zu machen. Um Ihm zu gefallen, um Seelen zu retten. 

3. Ich möchte an dieser Stelle einen bemerkenswerten Abschnitt aus der Geschichte einer Seele zitieren, wo die Hl. Teresina von der Macht der, aus Liebe zu Gott verrichteten, Taten berichtet, selbst wenn sie bedeutungslos sind.

Sie wendet sich zu Jesus, und sagt: “Ich habe kein anderes Mittel, dir meine Liebe zu beweisen, als Blumen zu streuen, das heißt, ich will mir kein einziges kleines Opfer entgehen lassen, keinen Blick, kein Wort, will die geringfügigsten Handlungen benutzen und sie aus Liebe tun… Aus Liebe will ich leiden und aus Liebe sogar mich freuen, so werde ich Blumen vor deinen Thron streuen; nicht eine will ich antreffen, ohne sie für dich zu entblättern… Blumen streuend werde ich singen (wie könnte man bei einer so fröhlichen Beschäftigung weinen?); singen werde ich, auch wenn ich meine Blumen mitten aus Dornen pflücken muß, und mein Gesang wird um so wohlklingender sein, je länger und spitzer die Dornen sind. 

Was aber sollen Dir, Jesus, meine Blumen und meine Lieder?… Oh! ich weiß, dieser duftende Regen, diese hinfälligen Blütenblätter von keinerlei Wert, diese Liebesgesänge des kleinsten aller Herzen werden dich erfreuen; ja, diese Nichtigkeiten werden dir Freude bereiten; sie werden der Triumphierenden Kirche ein Lächeln abgewinnen. Sie wird meine aus Liebe entblätterten Blüten sammeln und sie durch deine Göttlichen Hände gehen lassen, o Jesus; diese Kirche im Himmel wird mit ihrem kleinen Kinde spielen wollen und wird auch ihrerseits diese Blüten hinwerfen, die durch deine göttliche Berührung unendlichen Wert erhalten haben; sie wird sie auf die leidende Kirche werfen, um deren Flammen zu löschen; sie wird sie auf die kämpfende Kirche werfen, um sie den Sieg erringen zu lassen!” (Geschichte einer Seele, 258).

4. Die Hl. Teresina ließ sich daher kein, auch noch so kleines, Opfer entgehen, um liebevoll zu leben. 

Sie nutzte jede Gelegenheit, jede Bemühung und jedes Wort, um Liebe in der Kirche und in der Welt zu verbreiten! 

Und sie fühlte, dass diese kleinen Opfer so wie Blumen waren, die vor Jesus hingeworfen wurden und den Heiligen im Himmel (triumphierende Kirche) gefielen, die sie einsammelten und mit ihren Verdiensten verschӧnerten.  Und nachdem sie sie von Jesus berühren hatten lassen, damit Er ihnen Seinen unendlichen Verdienst und seine gӧttliche Berührung vermittelte, warfen sie sie den Seelen im Purgatorium zu (die leidende und reinigende Kirche), um sie aus den Flammen der Läuterung zu befreien und schließlich auf die pilgernde Kirche auf Erden (die kämpfende Kirche), um sie siegreich zu machen!

Was für eine außerordentliche Macht fühlte sie, die sie jeden Moment der ganzen Kirche vermittelte: der im Purgatorium und der auf der Erde. 

Deshalb sagte sie: “meine Berufung ist die Liebe” (Geschichte einer Seele, 254).

Ich danke dir, dass du mir die Gelegenheit gegeben hast, diese erhabene Seite der Lehre der Hl. Teresina zum Nutzen der Besucher zu zitieren. 

Ich danke dir auch für die Treue und Zuneigung, mit der du uns folgst.   

Ich schließe dich gern in mein Gebet ein und segne dich.

Pater  Angelo