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Frage

Guten Abend, lieber Pater, mein Name ist Luigi, und ich wollte Sie etwas fragen: Wie ist es Ihrer Meinung nach möglich, dass unser Herr den Tod von unschuldigen jungen Menschen zulässt? Welche Schuld kann ein junges, zum Beispiel an einem Tumor gestorbenes Wesen, denn haben? Ich weiß zwar, dass das Leiden auch ein Grund zur Freude sein kann, und jeder Mensch, um gerettet zu werden, freimütig und mutig das Kreuz annehmen soll, das Gott uns schickt, aber warum schickt Er dieses Kreuz auch Kindern?
Ich danke Ihnen für Ihre Antwort…
Pace e bene!


Antwort des Priesters

Lieber Luigi,

  1. Wenn der Grund, warum Gott uns erschaffen hat, nur für das gegenwärtige Leben wäre, dann wäre deine Frage völlig berechtigt. Und alles würde uns als Absurdität und Ungerechtigkeit erscheinen.
    Wenn man aber bedenkt, dass wir für die Zukunft und das ewige Leben geschaffen sind, dann ändern sich alle Bewertungsparameter nicht nur, sondern werden völlig auf den Kopf gestellt.
    Wie oft sagt der Herr im Evangelium, dass „die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden“ (Matthäus 20,16).
    Diejenigen, die wir hier auf Erden glücklich schätzen, können auf ewig verdammt sein.
    Und diejenigen, die unseres Erachtens in diesem Leben Pech hatten, haben in Wirklichkeit für ewig den höchsten Gewinn erzielt.
  2. Wahr bleibt was die Kongregation für die Glaubenslehre über Kinder geschrieben hat, die mit irgendeiner Art von Missbildung geboren werden: „Die Beurteilung eines Christen kann nicht allein auf den Horizont des irdischen Lebens beschränkt werden: Er weiß, dass im gegenwärtigen Leben ein anderes vorbereitet wird, dessen Bedeutung so groß ist, dass er seine Urteile in dessen Licht fällen muss. Unter diesem Gesichtspunkt gibt es hier unten kein absolutes Übel, auch wenn es das schreckliche Leid ist, ein körperlich oder geistig behindertes Kind aufzuziehen. Das ist die Umkehrung der vom Herrn verkündeten Werte: „Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.“ (Mt 5,4). Es wäre eine Abkehr vom Evangelium, wenn man das Glück an der Leidlosigkeit in dieser Welt messen würde“ (Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung zur Abtreibung, 18.11.1974, Nr. 25)
  3. In der Enzyklika Lumen Fidei kommt Papst Franziskus auf die Beziehung zwischen Glaube und Leid zurück und greift dabei einen Ausdruck aus Psalm 116,10 auf: „Ich glaube – auch wenn ich sagen muss: Ich bin tief erniedrigt!“.
    Und er sagt: „Der Glaube ist nicht ein Licht, das all unsere Finsternis vertreibt, sondern eine Lampe, die unsere Schritte in der Nacht leitet“.
    Dem leidenden Menschen gibt Gott kein Argument, das alles erklärt, sondern er gibt seine Antwort in Form einer begleitenden Gegenwart, einer Geschichte des Guten, die sich mit jeder Leidensgeschichte verbindet, um in ihr einen Weg des Lichts zu eröffnen.
    In Christus wollte Gott selbst diesen Weg mit uns teilen und uns seinen Blick anbieten, um das Licht darin zu sehen. Christus ist derjenige, der, nachdem er den Schmerz ertragen hat, «den Glauben wachsen lässt und ihn zur Vollendung bringt» (Hebr 12,2)“ (LF 57).
    Gott gibt uns seine Antwort im gekreuzigten Christus, der uns aufruft, mit Ihm zusammenzuarbeiten für das Heil der Welt, für die Bekehrung der Sünder, um das Werk der Erlösung in unserem Leib zu vollenden.
    Wie viel kann dann gemeinsam mit dem gekreuzigten Christus gewonnen werden!
    Gemeinsam mit Ihm werden wir zu Vätern und Müttern von Vielen.
  4. Papst Franziskus schreibt weiter: „Durch die Betrachtung der Vereinigung Christi mit dem Vater, selbst im Augenblick des größten Leidens am Kreuz (vgl. Mk 15,34), lernt der Christ, am Blick Jesu teilzuhaben“ (LF 56).
    Am Kreuz scheint Christus der Verlierer, der Letzte, der Besiegte zu sein.
    Aber das ist nicht so.
    In Wirklichkeit erringt er einen großen Sieg für uns alle. Er sagte: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32).
    Auch wir müssen lernen, am Blick Jesu teilzuhaben. Dieser Blick verklärt auch den Schmerz, die Krankheit und den Tod und lässt uns mit Ihm sagen: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32).

Ich danke dir, dass du mir die Gelegenheit gegeben hast, all diese Wahrheiten ins Gedächtnis zu rufen, denn wir laufen immer Gefahr, die Ereignisse des Lebens mit den Kriterien der Welt zu bewerten.
Ich schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Pater Angelo