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Frage
Pater,
ich, 24, habe Ihnen bereits früher schon einmal geschrieben. Ich mӧchte mich nochmals für den kostbaren Dienst bedanken, den Sie uns zur Verfügung stellen und Ihnen ein paar weitere Fragen stellen, die mich seit einiger Zeit beschäftigen.
Viele Freunde von mir glauben nicht an das Wort Gottes, beachten es nicht und ich bin überzeugt, viele von ihnen halten Religion und alles was damit zu tun hat, für einen Haufen Blӧdsinn.
Ich selbst habe mich erst seit kurzem wieder dem Glauben und der Kirche genähert, und das aus purer Gnade Gottes, aber ich glaube, dass es sicherlich auch mit der Tatsache zusammenhängt, dass ich aus einer christlichen Familie komme. Genau das ist der Punkt: diese Freunde von mir wurden nicht im Glauben erzogen, sie haben das Wort Gottes nie kennengelernt. Wie kann man also von ihnen verlangen, dass sie es beachten und an Gott glauben?
Ich kann zwar meinen Glauben bezeugen und versuchen, ihnen zu beweisen, dass es einen anderen Weg gibt, das Leben zu leben, aber warum sollten sie mir denn zuhören? Sie haben keinen Grund dazu. Ich selbst, an ihrer Stelle, würde mich nicht nur durch ein paar nette Worte überzeugen lassen. Manche Dinge muss man schon selbst erleben: so war es zumindest für mich.
Warum also macht Gott sich nicht bemerkbar und lässt allen Menschen seine Gegenwart spüren? Das ist es, was mich verwirrt. Mir scheint es, als erlaube Er es nicht allen, Ihn kennenzulernen. Ich glaube nämlich, dass nur sehr wenige die Begegnung mit dem Herrn absichtlich und durch ihren ausdrücklichen Willen vermeiden. Wenn Er doch weiß, dass wir so hartherzig sind und dass Sein Eingreifen notwendig ist, damit wir uns ändern, bekehren und retten können: Wozu dann Sein Schweigen?
Ich hoffe, mich verständlich genug ausgedrückt zu haben.
Einen schönen Gruß und nochmals danke. Heute Abend werde ich ein Gebet für Sie sprechen.
Antwort des Priesters
Liebe Besucherin,
1. mit deiner Annahme, dass viele deiner Freunde nicht evangelisiert worden sind, liegst du wohl richtig.
Es würde mich jedoch wundern, wenn sie den Katechismus besucht haben, um die Sakramentale Beichte, Eucharistie und Firmung zu empfangen, und trotzdem nichts mitbekommen haben.
Der wahrscheinlichere Grund, warum sie den Glauben verloren haben ist jedoch, weil sie ihn nicht gepflegt haben.
2. Der Glaube, so wie auch das Gnadenleben, ist ein Keim des übernatürlichen Lebens, der von Gott in unsere Seele gelegt wird.
Dieser Samen kann nur in der rechten Pflege und Aufbewahrung gedeihen, ansonsten stirbt er ab.
Viele verlieren ihren Glauben, gerade weil sie ihn mit ihren Sünden ausgelöscht haben.
Der Herr hat es uns ganz klar gesagt: “das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Taten waren bӧse” (Joh. 3,19).
3. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist uns keine Hilfe, um das Glaubensleben zu bewahren.
Geschweige denn unsere Sünden.
Diese Sünden begehen auch deine Freunde, besonders wenn sie fern von Gott sind.
Nicht, dass christliche Kirchgänger sie nicht begehen. Aber im Allgemeinen versuchen praktizierende Christen, sobald sie sündigen, durch die Beichte Abhilfe zu schaffen und erkennen den Unterschied zwischen tugendhaften und sündhaften Handlungen.
Ist man hingegen fern vom Glauben, kümmert man sich nicht um die Wiedergutmachung, im Gegenteil, man wird in der Sünde gestärkt und rechtfertigt sie schließlich, hält sie sogar für ein gut. Das ist, wie Kardinal Martini sich ausdrückt, die schlimmste aller Krisen: das Böse zu rechtfertigen und es gut zu nennen.
4. Es muss auch gesagt werden, dass neben dem Wort Gottes, an dem sich die Glaubenden offenbar festhalten, es auch das Gewissen gibt, in dem das Naturgesetz eingeschrieben ist, eine Art erste Offenbarung Gottes.
Es wäre also schon gut, auf das eigene Gewissen zu hӧren.
Die Gebote wurden nämlich in das Herz eines jeden Menschen eingeschrieben, bevor sie auf Steintafeln geschrieben und Mose übergeben worden waren.
5. Der Hl. Paulus sagte in Bezug auf die Heiden, die die Offenbarung nicht so bekommen hatten, wie die Juden: “Denn wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben (und zwar die Offenbarung), von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist (im Naturgesetz, und zwar nach den Geboten), so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist, ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig und verteidigen sich” (Rӧm 2,14-15).
6. Diese Worte vom Hl. Paulus werden vom Zweiten Vatikanischen Konzil in anderer Weise aufgegriffen, das sich zum Thema Gewissen wie folgt äußert: “Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muß und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen anruft und, wo nötig, in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes.
Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist und gemäß dem er gerichtet werden wird. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist.
Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat” (Gaudium et spes, 16).
7. Außerdem gibt Gott den Heiden, die als solche geboren wurden oder solche wurden, weil sie ihren Glauben verloren hatten, weiterhin viele Beweise von sich selbst.
Daran erinnert der Hl. Paulus in seiner Predigt in Listra: ““Auch wir sind nur schwache Menschen wie ihr! Wir bringen euch das Evangelium, damit ihr euch von diesen Nichtsen zu dem lebendigen Gott bekehrt, der den Himmel, die Erde, und das Meer geschaffen hat und alles, was dazugehӧrt. Er ließ in den vergangenen Zeiten alle Heidenvӧlker ihre Wege gehen; aber er hat sich nicht unbezeugt gelassen: Er tat Gutes, gab euch vom Himmel her Regen und fruchtbare Zeiten; mit Nahrung und mit Freude erfüllte er euer Herz». Mit diesen Worten konnten sie die Volksmenge mit Mühe davon abbringen, ihnen zu opfern” (Apg. 15-18).
8. Darüber hinaus hat Gott heute im Gegensatz zu den alten Heiden die Kirche in die Welt eingepflanzt und sie zum allumfassenden Heilssakrament gemacht. (Lumen gentium, 48).
Sakrament bedeutet heiliges Zeichen.
Die Kirche wurde allen als heiliges Zeichen Gottes, als heiliges Zeichen der Errettung vor Augen gestellt.
Auch deine Freunde können die Rolle der Kirche besser ergründen, und bevor sie sie als „einen Haufen Blödsinn“ abtun, sich vielleicht fragen, ob Mutter Teresa von Kalkutta, Papst Johannes, Johannes Paul II … alle hinter einem Haufen Blödsinn her waren, ob alle Gläubigen, die sich auch in sozialer Hinsicht engagieren, auch alle einem Haufen Blödsinn hinterhergehen, ob die Menschen, die sich kraft ihres Glaubens den Armen und Ausgeschlossenen widmen, im Grunde einem Haufen Blödsinn folgen.
Würden sie sich ein wenig tiefer hinterfragen, dann würden sie erkennen, dass sie es sind, die vergeblichen Dingen nachjagen und in Funktion des Nichts leben.
9. Gott spricht unaufhörlich und auf unterschiedliche Weise weiter, je nach der Sprache, die dem einzelnen zugänglich ist.
Er spricht auch weiterhin zu deinen Freunden.
Er spricht ständig durch die Natur, den Kosmos, die Ereignisse.
Und auch durch das Zeugnis der Guten und Heiligen.
10. Zum Schluss spricht Gott zu ihnen auch durch dich.
Und du sprich zum Herrn viel über sie.
Sie brauchen dein Gebet.
Ich schließe mich gern deinem Gebet an und segne dich.
Padre Angelo