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Lieber Don Angelo,

warum verflucht der Herr die Schlange im Buch Genesis?

Das ist etwas, was ich nicht verstehe.

Adam und Eva erliegen nämlich der Versuchung und begehen eine schwere Sünde, eben die Erbsünde. Nun, wenn der Vater es ermöglicht hat, dass unsere Stammeltern vom Teufel verführt werden konnten, nachdem sie die Sünde begangen hatten, wieso verflucht Gott dann Satan? Hatte der Herr nicht zugestimmt, dass es die Versuchung geben sollte? Wenn ich das Buch Genesis lese, habe ich das Gefühl, dass der Herr nicht über alles Bescheid wusste, was geschah, aber das ist nahezu unmöglich, da Gott ja alles weiß, über jeden und zu jeder Zeit. Dennoch habe ich keine Erklärung dafür. Im Buch Hiob dagegen, scheint es sogar eine Art Wette zwischen Gott und Satan zu geben; warum redet der Herr in diesem Fall mit einem Wesen, das er verflucht hat?

Ihre Seite lese ich immer mit großem Interesse.

Herzliche Grüße.


Lieber Leser,

1. ich habe nachgesehen, was der Heilige Augustinus in seinem monumentalen Kommentar zur Genesis sagt (Schade, dass er nur die ersten drei Kapitel kommentiert hat).

Dieser Heilige Arzt geht davon aus, dass die Ereignisse so eingetreten sind, wie sie die Heilige Schrift beschreibt.

Aber das ist für uns von relativem Interesse.

Interessanter ist die Erklärung, die er dazu gibt und die uns außerdem verstehen lässt, wieso er den Beinamen Adler von Hippo Regius erhalten hat.

2. Bevor ich deine Frage beantworte, möchte ich zitieren, was er über die Schlauheit der Schlange sagt: „Was war das für eine List und wo rührte sie her?

Es gab jedoch die Schlange, die listigste, stimmt, aber nur unter allen Tieren, die Gott, der Herr, erschaffen hatte.

Nun, im übertragener Sinne wird die Schlange als schlaueste oder, gemäß mehreren lateinischen Manuskripten, als die weiseste bezeichnet: Nicht im eigentlichen Sinne, wie normalerweise das Wort „Weisheit“ verstanden wird, wenn es sich auf Gott, einen Engel oder eine vernunftbegabte Seele bezieht, sondern in dem Sinne, in dem auch Bienen oder Ameisen „weise“ genannt werden könnten, da ihre Werke eine Art von Weisheit offenbaren.

Diese Schlange könnte allerdings als „die weiseste“ aller Tiere bezeichnet werden, nicht wegen ihrer vernunftlosen Seele, sondern wegen des Geistes eines anderen Wesens, beziehungsweise des Teufelsgeistes.

So tief wurden die rebellierenden Engel wegen ihrer Verderbtheit und ihres Stolzes von ihrer himmlischen Wohnstätte hinuntergestürzt, aufgrund ihrer Natur sind sie dennoch wegen der Vorzüglichkeit ihrer Vernunft allen Tieren überlegen.

Was ist daran also so merkwürdig, wenn die, vom Teufel beherrschte Schlange, „zur Weisesten“ aller Tiere gemacht wurde, die im Sinne einer lebendigen aber vernunftlosen Seele lebt, sie seinem Einfluss unterwarf und ihr seinen eigenen Geist zutrug, wie es bei den vom Teufel besessenen Propheten üblich ist.

Aber es ist in einem unangemessenen Sinne, dass wir in Bezug auf eine böse Person von „Weisheit“ sprechen, wie wir in Bezug auf eine gute Person von „List“ sprechen.

Da im eigentlichen Sinne und nach der aktuellsten Verwendung, zumindest in der lateinischen Sprache, lobenswerte Menschen als „weise“ bezeichnet werden, während mit „List“ diejenigen gemeint sind, die ihre Weisheit für das Böse einsetzen.

Aus diesem Grund haben einige, wie in vielen Manuskripten zu sehen ist, nach den Anforderungen der lateinischen Sprache nicht das Wort, sondern die Idee übersetzt, und so zogen sie es vor, die Schlange „die listigste“ und nicht „die weiseste“ zu nennen von allen Tieren.

Die richtige Bedeutung dieses Begriffs auf Hebräisch, d.h. ob in dieser Sprache manche als „weise“ in Bezug auf das Böse bezeichnet und zu verstehen sind, nicht im weiteren Sinne, sondern im eigentlichen Sinne – das sollen die Experten für diese Sprache entscheiden.

In einem anderen Abschnitt der Heiligen Schrift liest man aber deutlich über manche, die in Bezug auf das Böse und nicht auf das Gute als „weise“ bezeichnet werden; und der Herr behauptet, dass die Söhne dieser Welt weiser sind als die Söhne des Lichtes, um für ihr zukünftiges Leben zu sorgen, wenn auch auf betrügerische Weise und nicht gemäß der Gerechtigkeit“ (De genesi ad litteram Buch XI).

3. Um auf deine Frage zurückzukommen, gehen wir davon aus, dass die Schlange die Darstellung des Menschenfeindes, d.h. des Teufels, ist.

Du fragst, wieso Gott die Schlange verflucht hat, nachdem er es ihr ermöglicht hat, den Menschen in Versuchung zu führen.

Zunächst stellt sich die Frage, in welchem Sinn Gott verflucht.

Sicherlich erklingt dieser Ausdruck in der Heiligen Schrift, aber offensichtlich handelt es sich um eine anthropomorphische Sprache.

Und in unserem Fall bedeutet es Folgendes: Ja, der Teufel verführt den Menschen aus Neid.

Aber seine Versuchung und der scheinbare Sieg, den er erringen wird, werden nur dazu dienen, noch mehr gedemütigt zu werden und die Herrlichkeit Gottes und Heiligung des Menschen auf noch größere Weise zu manifestieren. 

4. Der Teufel wird nämlich zusehen, wie sein Königreich zerstört wird. Außerdem wird der Mensch, der in den Aufstand gegen Gott hineingezogen wurde, durch das Blut Jesu Christi erlöst.

Und siegreich wird er zur Rechten Gottes sitzen, mit ewiger Kraft und noch größerer Herrlichkeit als die er gehabt hätte, wenn er im Zustand der Unschuld geblieben wäre.

Schließlich hat Gott selbst eine noch größere ewige Herrlichkeit, weil er zeigt, wie groß seine Liebe zu den Menschen ist, indem ihnen eine  so große und mächtige Erlösung verdient wurde.

5. Zugunsten unserer Besucher möchte ich ein Detail hervorheben, das dir nicht entgangen ist: Während Gott im Buch Genesis nicht mit dem Teufel spricht, sondern sich stattdessen mit Adam und Eva unterhält, gibt es im Buch Hiob diesen Dialog.

Als Gott Satan sieht, fragt er ihn: „Woher kommst du?“ (Hi 1,7).

Und er antwortete: „Die Erde habe ich durchstreift, hin und her“ (Ib.).

Um die Wahrheit zu sagen, ist es jedoch der Teufel, der Gott versucht, genauso wie es immer noch der Teufel ist, der Jesus in der Wüste versucht.

Hier befragt Gott den Teufel, nicht, weil er nicht wüsste, was Satan getan hat, sondern um ihn zu zwingen, aus seinem eigenen Mund zu sagen, was er den Menschen antut: „Die Erde habe ich durchstreift, hin und her“.

Hier ist es offensichtlich, aus welchem Grund er die Erde durchstreift. Der Heilige Peter sagt es deutlich: ”Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!“ (1 PE 5,9).

6. Gott zwingt den Teufel, mit seinem eigenen Mund zu sprechen, genauso wie er Adam nach der Erbsünde fragt: „Wo bist du?“ (Gen. 3,9).

Gott weiß natürlich, was Adam getan hat und wo er ist, aber zu unserer Lehre, zwingt Gott ihn zu sagen, wie er sich nach der Sünde fühlt.

Und er muss zugestehen, schutzlos zu sein und die kostbarste, übernatürlichste und daher unsichtbarste Eigenschaft verloren zu haben, die Gnade Gottes.

Durch diese Eigenschaft fühlte er sich in Gemeinschaft mit Gott, mit Eva und mit der ganzen Schöpfung.

Nach der Sünde hingegen hat er das Gefühl, das kostbarste Gut verloren zu haben, und äußerst verarmt zu sein: Er hat keine Gemeinschaft mehr mit Gott, nicht einmal die mit Eva. Sogar die Schöpfung scheint ihm feindlich gesinnt zu sein.

Vielen Dank für deine Frage, ich schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.

Padre Angelo