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Frage

Lieber Pater Angelo, 

ich wollte Sie fragen, warum eine Person, die gern eine innige Beziehung zu Gott haben mӧchte, es wegen der Versuchungen einer immer wieder auftauchenden Depression nicht schafft. Warum befreit mich Gott nicht und lässt mich Seine Liebe nicht fortwährend spüren, wenn Er meine Gefühle kennt. Vielleicht aufgrund einer Sünde, die ich tief im Inneren verberge, wie die Anmaßung, privilegiert zu sein? Ich fühle mich innerlich leer, obwohl ich an Gott glaube, denn ich kann Ihn nicht immer in meinem Herzen spüren. Ich spüre Ihn nur in bestimmten Momenten. Wie kann ich in Liebe leben? Was soll ich tun? Das Beten ist mir zur Last geworden, und ich verrichte es nur noch aus Pflicht. Ich fühle mich wie ein Sklave seiner selbst.  Kӧnnen Sie mir helfen?

Danke für Ihre Geduld und das Interesse, auf unsere Fragen und Probleme einzugehen.  


Antwort des Priesters

Liebe Besucherin,

1. vielleicht hast du selbst den Grund entdeckt, warum Gott sich dir nicht offenbart, wie du es dir wünschst: die Anmaßung, die daraus erfolgen könnte, würdest du fühlen, besser als die anderen behandelt zu werden.   

Aber es kann auch andere Gründe geben: zum Beispiel die Loslösung von geistlichen Tröstungen, um den Herrn und Sein Reich ausschließlich Seinetwegen zu lieben, also ungeachtet der Tröstungen, die Er uns zukommen lässt.

2. Beim Lesen deiner E-Mail kam mir die heilige Katharina von Siena in den Sinn, die eine schlimme Zeit durchlebte, geprägt nicht so sehr von geistlicher Dürre, sondern von schrecklichen Versuchungen.

Nach einer solchen Versuchung wurde Katharina mit einer Erscheinung des Herrn belohnt: „Gütiger und sanftmütiger Jesus“, sprach sie zu ihm. „Wo warst du, als meine Seele von solchen Qualen gepeinigt wurde?“ 

Darauf erwiderte Er: «Ich war in deinem Herzen, Katharina».

Und sie: «Wie? Du warst in meinem Herzen, während es von den abscheulichsten Gedanken überschwemmt wurde?».

Der Herr: «Sag mal, Katharina, haben dir diese Gedanken Freude oder Traurigkeit bereitet?».

Und sie: «Ach, Herr! Unbeschreibliche Traurigkeit und unermesslichen Abscheu!».

Der Herr: «Und was bewirkte deine Traurigkeit, wenn nicht meine Gegenwart in deinem Herzen? Wenn ich nicht dagewesen wäre, wärst du den Versuchungen erlegen: Ich habe bewirkt, dass du ihnen widerstehen konntest und dass du traurig warst. Und ich habe mich gefreut über deine Treue während dieses schmerzhaften Kampfes. Aber ich, der ich dein Herz vor deinen Feinden verteidigte, indem ich mich dort versteckt habe, und der dich außen beunruhigt hat, habe nicht aufgehört, das Notwendige für dein Wohl zu tun. Dann, nach der von mir für den Kampf festgelegten Zeit, sandte ich mein Licht aus, und in diesem Moment schwand die höllische Finsternis und löste sich auf, weil sie nicht zusammen sein können. Nun, wer wenn nicht mein Licht, hat dir beigebracht, dass dieses Mühsal für dich nützlich war, um die Erkenntnis zu erlangen, und dass du es bereitwillig ertragen solltest, so viel ich wollte?

Und da du angeboten hast, es von ganzem Herzen zu ertragen, wurde sie sofort von dir vertrieben, sobald ich meine Gegenwart offenbart habe. 

Mein Vergnügen liegt nicht in den Mühsalen, sondern im Willen derjenigen, die sie tragen» (B. Raimondo da Capua, Santa Caterina da Siena, n. 110).

3. Bei dir handelte es sich nicht um schreckliche Versuchungen und Gedanken sondern um den Unmut, die Gegenwart Gottes nicht spüren zu kӧnnen.

Aber woher rührt dieser Unmut? Kommt er nicht auch vom Herrn, der im Herzen verborgen ist?

Der Herr lässt dies zu, weil es für dein ewiges Heil und auch für das ewige Heil vieler anderer notwendig ist.  

Keiner kann dir den Verdienst wegnehmen, den du dir dadurch besorgst.

Vor allem aber kann Keiner den Verdienst zerstören, der durch dieses Leid dem Leben der Kirche und der Bekehrung vieler zukommt.

4. Schreite also zuversichtlich und im Glauben voran.

Der Herr weiß, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, in deinem Inneren noch völliger einzugreifen.

Auch Abraham marschierte lange Zeit, bevor er das verheißene Land erreichte. Und nachdem er dort angekommen war, wurde er vielen Prüfungen ausgesetzt, die ihm zu verstehen gaben, dass dies nicht das endgültige Land war, das der Herr für ihn vorbereitet hatte.

Aber gerade durch diese Prüfungen wurde er zu einem Vertrauten und Freund Gottes, wie Judith in einem schwierigen Moment für das Leben ihres Volkes erinnerte: „Denkt daran, was (Gott) mit Abraham gemacht hat, der geprüft und ein Freund Gottes wurde” (Jdt.  8,26-27 Volgata).

Vielleicht vollbringt der Herr bei dir dasselbe, was Er mit Abraham und vielen anderen vollbracht hat, um sie zu Seinen Freunden und Vertrauten zu machen.

Dies ist eine verheißungsvolle Zeit für dich!

Ich schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.

Pater Angelo