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Frage

Lieber Pater Angelo,

erst seit kurzem habe ich Ihre schöne Online-Kolumne entdeckt und nutze die Gelegenheit, Ihnen gleich eine – vielleicht nicht einfach zu lösende- Frage zu stellen.

Papst Benedikt XVI. stellt in seinem neuesten Interview, das in dem Buch „Per mezzo della fede. Dottrina della giustificazione ed esperienza di Dio nella predicazione della Chiesa e negli Esercizi Spirituali“ veröffentlicht wurde, fest, dass die Festlegung, nur durch Jesus Christus gerettet zu werden, in den ersten Jahrhunderten des Christentums eine Tatsache darstellte, während diese dann allmählich abnahm und mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil fast vollständig verschwand.

Gerade das Entschwinden dieses Dogmas hat für die Christen selbst zu einer tiefen Krise geführt, in der „die Verbindlichkeit des Glaubens und seine Lebensform unsicher und problematisch“ geworden sind und den missionarischen Eifer demotiviert, denn: „Wozu sollte man versuchen, die Menschen zu überzeugen, den christlichen Glauben anzunehmen, wenn sie sich auch ohne ihn retten können?“.

 Ich selbst habe über diesen Punkt mit Freunden heftig  gestritten. Ich verhehle nicht, dass die Wut mehrere Tage anhielt und ich nach Hinweisen zu diesem Thema gesucht habe. Unter anderem: At 4,11-12; Rm 5,18; Joh 3,35-36 und in Texten des hl. Augustinus, der in „De peccatorum meritis et remissione …“ behauptet: „Wer unter den Christen kann es ertragen, jemandem die Möglichkeit zu geben, das ewige Heil zu erlangen, ohne in Christus wiedergeboren zu werden?“

Ich bedanke mich im Voraus und warte auf Ihre Klarstellungen.

Andrea


Antwort des Priesters

Lieber Andrea,

1. Papst Benedikt XVI. hat tiefgründig Wahres gesagt.

Papst Johannes Paul II. schrieb sogar eine Enzyklika, die „Redemptoris missio“ (RM), über die Dringlichkeit, Christus allen Menschen zu verkünden.

Deine E-Mail hat mich dazu bewegt, dieses wichtige Dokument noch einmal durchzulesen, und ich habe daraus einige Passagen entnommen.

Du wirst begreifen, warum du leiden musst, selbst wenn du mit deinen gläubigen Freunden darüber sprichst.

Aber du darfst dich nicht entmutigen. Der Glaube wird stark durch Weitergabe!  (RM 2), sagte dieser große und heilige Papst.

2. Bereits in seiner ersten Enzyklika „Redemptor hominis“ hatte er bekräftigt, “die grundlegende Aufgabe der Kirche in allen Epochen und besonders in der unsrigen ist es – so rief ich in der ersten programmatischen Enzyklika in Erinnerung – den Blick des Menschen, das Bewußtsein und die Erfahrung der ganzen Menschheit auf das Geheimnis Christi zu lenken” (RM 4).

In Redemptoris missio bemerkt er des Weiteren “im Hinblick auf die Veränderungen in der modernen Welt und der Verbreitung neuer theologischer Ideen: Ist die Mission unter den Nicht-Christen noch aktuell? Wird sie vielleicht durch den Dialog unter den Religionen ersetzt? Ist die Förderung im Bereich des Menschlichen nicht eines ihrer Ziele, das genügt? Schließt nicht die Achtung vor dem Gewissen und vor der Freiheit jeden Bekehrungsversuch aus? Kann man nicht in jeder Religion gerettet werden? Warum also Mission? ” (RM 4).

3. In Bezug auf die Worte des Herrn “Niemand kommt zum Vater außer durch mich” (Joh 14,6) erinnert er nachdrücklich daran, dass Jesus der einzige Erlöser “der allein Gott auszusagen und zu ihm zu führen vermag” (RM 5).

Der heilige Petrus hat sich klar genug ausgedrückt: “In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen” (Apg 4,12).

Der Papst folgert daraus, dass „die Menschen demnach mit Gott nicht in Verbindung kommen können, wenn es nicht durch Jesus Christus geschieht

Durch seine einzigartige und universale Mittlertätigkeit, weit entfernt davon, Hindernis auf dem Weg zu Gott zu sein, ist er der von Gott selbst bestimmte Weg. Er ist sich dessen voll bewußt” (RM 5).

4. Leider “gibt es viele Menschen, die keine Möglichkeit haben, die Offenbarung des Evangeliums kennenzulernen und sich der Kirche anzuschließen.

Sie leben unter sozio-kulturellen Bedingungen, die solches nicht zulassen. Oft sind sie in anderen religiösen Traditionen aufgewachsen.

Für sie ist das Heil in Christus zugänglich kraft der Gnade, die sie zwar nicht förmlich in die Kirche eingliedert – obschon sie geheimnisvoll mit ihr verbunden sind -, aber ihnen in angemessener Weise innerlich und äußerlich Licht bringt.

Diese Gnade kommt von Christus, sie ist Frucht seines Opfers und wird vom Heiligen Geist geschenkt: sie macht es jedem Menschen möglich, bei eigener Mitwirkung in Freiheit das Heil zu erlangen. Darum erklärt das Konzil nach der zentralen Aussage über das österliche Geheimnis: »Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herz die Gnade unsichtbar wirkt. Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein (Gaudium et spes, 22)” (RM 10).

5. Und dennoch “kann die Kirche nicht davon Abstand nehmen zu verkünden, daß Jesus gekommen ist, um das Antlitz Gottes zu offenbaren und durch Kreuz und Auferstehung für alle Menschen das Heil zu verdienen.

Auf die Frage warum Mission? antworten wir mit dem Glauben und der Erfahrung der Kirche: sich der Liebe Christi öffnen bedeutet wahre Befreiung.

In ihm, und in ihm allein, werden wir befreit von jeder Entfremdung und Verirrung, von der Sklaverei, die uns der Macht der Sünde und des Todes unterwirft” (RM 11).

Die Mission ist eine Frage des Glaubens, sie ist ein unbestechlicher Gradmesser unseres Glaubens an Christus und seine Liebe zu uns”, fährt er weiter fort (RM 11). 

6. Johannes Paul II. stellt weiter fest, dass “die Versuchung heute darin besteht, das Christentum auf eine rein menschliche Weisheit zu reduzieren, gleichsam als Lehre des guten Lebens. 

In einer stark säkularisierten Welt ist »nach und nach eine Säkularisierung des Heiles« eingetreten, für die man gewiß zugunsten des Menschen kämpft, aber eines Menschen, der halbiert und allein auf die horizontale Dimension beschränkt ist. ” (RM 11).

7. Zurückkommend auf was er den Bischöfen Asiens geschrieben hatte: “Wenn auch die Kirche gerne alles anerkennt, was in den religiösen Traditionen des Buddhismus, des Hinduismus und des Islam wahr und heilig ist – Wiederspiegelungen jener Wahrheit, die alle Menschen erleuchtet – so mindert dies doch nicht ihre Pflicht und Entschlossenheit, ohne Zögern Jesus Christus zu verkünden, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist … Die Tatsache, daß die Anhänger anderer Religionen auch außerhalb der normalen Wege, die Christus festgelegt hat, die Gnade Gottes empfangen und durch Christus erlöst werden können, nimmt den Aufruf zum Glauben und zur Taufe nicht zurück, die Gott für alle Völker will” (Brief an die Bischöfe Asiens, 23. Juni 1990, 4) Christus selbst hat in der Tat, »indem er die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe ausdrücklich lehrte, zugleich auch die Notwendigkeit der Kirche bekräftigt, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten» (Ad gentes, 7)”.

Und erinnert dass “Der Dialog in der Überzeugung geführt und realisiert werden muß, daß die Kirche der eigentliche Weg des Heiles ist und daß sie allein im Besitz der Fülle der Heilsmittel ist.” (Ib.).

8. Gewiss ist Christus immer im Herzen eines jeden am Werk. “Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt” (Joh 1,9).

“Er macht sich auf vielfältige Weise gegenwärtig, nicht nur dem einzelnen, sondern auch den Völkern im Reichtum ihrer Spiritualität, die in den Religionen ihren vorzüglichen und wesentlichen Ausdruck findet, auch wenn sie »Lücken, Unzulänglichkeiten und Irrtümer« enthalten  (RM 55).

9. “Die Verkündigung des Wortes Gottes hat die christliche Bekehrung zum Ziel, das heißt die volle und ehrliche Zugehörigkeit zu Christus und seinem Evangelium durch den Glauben” (RM 46). 

Die Kirche ruft alle zu dieser Bekehrung auf, nach dem Beispiel Johannes des Täufers, der den Weg für Christus bereitete, »indem er Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden predigte« (Mk 1, 4), und nach dem Beispiel Christi selbst, »der, nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, wieder nach Galiläa ging und dort das Evangelium Gottes verkündete mit den Worten: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium« (Mk 1, 14-15).

Heute steht der Aufruf zur Bekehrung, den die Missionare an Nicht-Christen richten, zur Diskussion oder wird verschwiegen. 

Man sieht darin einen Akt des »Proselitismus«; man sagt, es genüge, den Menschen zu helfen, mehr Mensch zu werden oder der eigenen Religion treuer zu sein; man sagt, es genüge, Gemeinschaften ins Leben zu rufen, die fähig seien, für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Solidarität einzutreten. 

Aber man vergißt dabei, daß jeder Mensch das Recht hat, von der »guten Nachricht« Gottes zu hören, der sich in Christus offenbart und schenkt; so erst kann der Mensch seine eigene Berufung voll verwirklichen. Die Größe dieses Geschehens klingt in den Worten Jesu an die Samaritanerin an: »Wenn du wüßtest, worin die Gabe Gottes besteht« und in dem unbewußten, aber brennenden Verlangen der Frau: »Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr Durst habe«  (Joh 4,10)” (RM 46).

10. “Die Apostel luden, bewegt vom Heiligen Geist, alle zur Änderung des Lebens, zur Bekehrung und zum Empfang der Taufe ein” (RM 47).

11. Gegen Ende der Enzyklika bemerkt der Papst, “wenn man die heutige Welt oberflächlich betrachtet, ist man nicht wenig betroffen von den negativen Tatsachen, die zum Pessimismus führen können. Aber dieses Gefühl ist nicht gerechtfertigt: wir glauben an Gott, den Vater und Herrn, an seine Güte und Barmherzigkeit.

Unmittelbar vor Anbruch des dritten Jahrtausends der Erlösung ist Gott dabei, einen großen christlichen Frühling zu bereiten, dessen Morgenröte man schon ahnend erkennen kann” (RM 86).

12. Zum Schluss erinnert er daran, dass “Jeder Missionar nur dann ein echter Missionar ist, wenn er sich auf den Weg der Heiligkeit einläßt: »Die Heiligkeit ist fundamentale Bedingung und unverzichtbare Voraussetzung für die Erfüllung der Heilssendung der Kirche” (RM 90). 

“Der erneuerte Drang zur Mission unter den Völkern erfordert heiligmäßige Missionare. 

Es genügt weder die pastoralen Methoden zu erneuern noch die kirchlichen Kräfte besser zu organisieren bzw. zu koordinieren oder etwa die biblischen und theologischen Glaubensgrundlagen mit größerer Klugheit zu erforschen: es gilt, ein neues »glühendes Verlangen nach Heiligkeit« unter den Missionaren und in der ganzen christlichen Gemeinschaft zu wecken, besonders unter den engsten Mitarbeitern der Missionare” (RM 90).

Ich danke dir, dass du auf die Dringlichkeit aufmerksam gemacht hast, das Evangelium allen zu verkünden und alle zur Umkehr aufzurufen, wie Unser Herr es geboten hat.

Ich erinnere deiner im Gebet und segne dich.

Pater Angelo