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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich wollte Sie fragen, warum es in der Hölle nicht nur die Strafe des Verlustes, sondern auch die Strafe der Pein gibt. Wenn eine Person frei entscheidet, sich von Gott zu entfernen, warum sollte sie außer mit der Abwesenheit des Herrn, auch noch mit dem “Feuer” bestraft werden?

Danke im Voraus.

Francesco


Antwort des Priesters

Lieber Francesco,

1. Der heilige Augustinus definiert Sünde als eine Abwendung von Gott und eine ungeordnete Zuwendung zu den Geschöpfen (aversio a Deo et conversio ad creaturas).

Nun, da die Sünde aus diesen zwei Komponenten besteht, unterscheiden die Theologen zwischen einer negativen Strafe, die in der Entbehrung Gottes besteht, und einer positiven Strafe des Verlustes.

2. Der Gedanke des hl. Thomas ist der folgende: “die Strafe muss im Verhältnis stehen zur Sünde. Zweierlei aber ist in der Sünde: 1) die Abwendung vom unveränderlichen Gute; und nach dieser Seite hin ist die Sünde unendlich; — 2) die ungeordnete Zuwendung zum veränderlichen Gute; und nach dieser Seite ist die Sünde etwas Endliches, Begrenztes. Denn sowohl das betreffende Gut ist endlich und begrenzt wie auch die Zuwendung selber zu ihm. Vonseiten also der Abwendung entspricht der Sünde die Strafe des Verlustes, poena damni, die unendlich ist als Verlust des unendlichen Gutes; — von seiten der Zuwendung entspricht die Strafe der Pein, soweit diese gefühlt wird, poena sensus, die begrenzt ist.” (Summa theologiae, I–II, 87, 4).

3. Das sogenannte Athanasische oder Quicumque Glaubensbekenntnis bestätigt sowohl die Existenz und Ewigkeit der Hölle, als auch die Ewigkeit der Strafe des Verlustes: “Und die Gutes getan haben, werden ins ewige Leben eingehen, die hingegen Böses [getan haben], in das ewige Feuer.

Dies ist der katholische Glaube. Nur wer diesen aufrichtig und fest glaubt, wird selig werden können. Amen”.

4. Das Quicumque Glaubensbekenntnis ist sehr umfangreich und von großer Bedeutung für den katholischen Glauben. Es stammt aus dem IV. Jahrhundert.

Vor der aktuellen Reform wurde es am Sonntag zur Prime oder ersten Stunde gebetet. Mittlerweile ist die Prime aber aufgehoben worden.

5. Über die Art dieser Bestrafung, die sicher ist, äußern sich die Theologen mit einigem Zögern.

Der hl. Augustinus sagt, dass niemand ohne göttliche Sonderoffenbarung mit Sicherheit die Natur des Feuers der Hölle kennen kann (De Civitate Dei 20, 16).

Der hl. Thomas erklärt: “Der Schmerz Christi wird hier als der größte bezeichnet, nicht im Vergleiche mit dem Schmerze der vom Leibe getrennten Seele. Dieser ist größer; denn er übersteigt alles Übel des gegenwärtigen Lebens, wie die Seligkeit alles gegenwärtige Gute übersteigt” (Summa theologiae, III, 46, 6, ad 3).

6. Um zu erklären, wie eine verdammte Seele, die spirituell ist, die Strafe des Verlustes erleiden kann, bezieht sich der heilige Thomas auf das, was der heilige Julian, Bischof von Toledo, sagt, dessen Gedanken, Pietro Lombardo, Meister der Sentenzen, sich eigen gemacht hatte: “Wenn die körperlose Seele des Menschen durch das Leben vom Körper aufgehalten ist, warum könnte sie nach dem Tod vom Feuer nicht auch aufgehalten werden?” (Sentenzen 4, 44, 7).

Der hl. Thomas kommt zu dem Schluss: “Um also zu sehen, wie die Seelen unter dem körperlichen Feuer leiden, müssen alle bis jetzt angeführten Weisen zusammengefasst werden. Das Feuer als etwas körperliches hat es von seiner Natur her, dass der Geist mit ihm verbunden werden kann, wie das im Orte Befindliche mit dem Orte. Als Werkzeug der göttlichen Gerechtigkeit hat es dies, dass es den Geist am bestimmten Orte festhält. Darin nun ist tatsächlich das Feuer etwas den Geist wahrhaft Schädigendes. Und so wird der Geist, weil er das Feuer als schädlich für sich selber, den Geist, sieht, vom Feuer gequält. Alle diese Punkte berührt Gregor nach und nach” (Supplement zu Summa theologiae, 70, 3).

Mit dem Wunsch, die Natur diese Feuers nur vom Himmel aus zu sehen, versichere ich dir mein Gebet und segne dich.

Pater Angelo