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Frage 

Lieber Pater Angelo,

mein Name ist Antonio, ich schreibe Ihnen, weil ich seit drei Jahren in einem Zustand großer Angst lebe.   

Die Frage: “Aber wovor hast du denn Angst bei einem so guten und barmherzigen Gott?”, ist völlig berechtigt.

Nun, Pater Angelo, ich erkläre es Ihnen gleich etwas näher. Meine größte Angst ist der Tod! Aber nicht als Ereignis in sich, denn mir ist schon klar, dass er auch an mein Herz klopfen wird.

Ich habe große Angst vor dem Tod in dem Sinne von Übergang zu etwas mir Unbekannten, denn ich bin mir nicht sicher, welcher mein zukünftiger Bestimmungsort sein wird (Verdammnis oder Errettung).

Ich gebe zu, wenig zu beten und viel zu sündigen, aber dafür bin ich in den letzten drei Jahren fast jede Woche zur Beichte gegangen und ich tue viele gute Werke, vor allem bin ich meiner Familie gegenüber sehr zuvorkommend oder helfe anderen Menschen, wenn sie mich um einen Gefallen bitten.

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, um mich von dieser Angst zu befreien, die mich erdrückt, und vor allem, was ich tun muss, um die Erlӧsung zu erlangen und in den Himmel zu kommen.

Darum bitte ich Sie, mir netterweise ein paar nützliche Ratschläge zu geben, um auf dem Weg zu meiner Erlösung voranzukommen und so zumindest ein wenig Frieden zu finden.  

Ich weiß nicht, ob meine wenigen Gebete ausreichen, um mich zu retten, aber ich habe großes Vertrauen in Ihnen als Priester und sehe mit Zuversicht Ihrer Hilfe entgegen.

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre unschätzbare Hilfe, grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen Frieden, Freude und Ruhe in Ihrem Herzen.

Auf Wiedersehen von Antonio!!!


Antwort des Priesters 

Lieber Antonio,

1. was du sagst, ist wahr. 

Instinktiv macht uns der Tod Angst.

Für jeden kommt unaufhaltsam der Tag.

Wenn es sich aber nur um den kӧrperlichen Tod handeln würde, könnte man hoffen, dass er uns im Schlaf überfällt, ohne dass wir es überhaupt bemerken. Es wäre wirklich Euthanasie, was wörtlich „süßer Tod“ bedeutet.

2. Was stattdessen beängstigend ist und – ich gestehe dir, es ist auch meine Angst – ist das, was danach kommt, das heißt, Gottes Gericht und der ewige Bestimmungsort.  

Natürlich vertraue ich auf die Barmherzigkeit des Herrn, auf die Verdienste Jesu, auf den Beistand der Muttergottes.

Ich habe gemischte Gefühle, was den Tod betrifft.  

In manchen Momenten denke ich an den Tod, wie an ein ewiges Leben bei Gott und den Einwohnern des Himmels. In diesen Momenten macht mir der Tod keine Angst.

Aber es gibt auch andere Momente, bei denen ich nicht vergessen kann, was die Heilige Schrift sagt: “Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt, für das Gute oder das Bӧse, das er im irdischen Leben getan hat” (2 Kor 5,10).

Wenn ich an Jesus denke, der beim letzten Abendmahl sagte: “Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte”, ( Joh. 7,12) dann frage ich mich auch, ob ich getan habe, was mir Gott aufgetragen hat, zu tun. Ich bin sicher, dass ich sehr im Rückstand bin.  

Und dann frage ich mich: was werde ich dem Herrn sagen, wenn Er mich fragt, ob ich diejenigen, die Er mir anvertraut hat, für das ewige Leben bewahrt habe?

Bestimmte Ausdrücke des Dies irae (Sequenz der Totenmesse) fühle ich wie für mich geschaffen: „Welch ein Graus wird sein und Zagen, wenn der Richter kommt mit Fragen. Streng zu prüfen alle Klagen. (…) 

Ein Buch, beschrieben, wird man hervorholen, in welchem alles steht, aus ihm die Welt wird gerichtet werden. 

Wird nun der Richter [zu Gericht] sitzen, was auch immer im Verborgenen war: es wird ans Licht kommen: nichts wird unvergolten bleiben.  

Was werde ich Elender dann sagen? Welchen Anwalt werde ich erbitten, wenn kaum der Gerechte sicher sein kann?”.

3. Ich denke an Msgr. Maggiolini, Bischof von Como, der an Krebs starb. 

Man hatte ihn gefragt, ob er Angst vor dem Tod habe. Worauf er antwortete: “Vor dem Tod an sich, habe ich keine Angst; ich fürchte aber, dass mir Gott direkt danach eine Rechnung vorlegen wird, von der ich nichts wusste”.

4. Um jetzt zu deiner Frage zu kommen, und zwar was wir tun sollen, um gelassener an diesem Moment herangehen zu kӧnnen?

Wir müssen die Taten der Nächstenliebe vervielfältigen. Der heilige Petrus sagt: “Vor allem haltet beharrlich fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Sünden zu” (1 Pt 4,8).

Vor ihm hatte Jesus Christus empfohlen, viele Almosen zu geben, mit dem genauen Zweck, dass die Armen vor Gott gut von uns reden, wenn wir vor Ihm erscheinen: “Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht!” (Lk. 16,9).

5. Aber die Nächstenliebe besteht nicht nur aus Almosen. Nicht immer und nicht jeder kann sie geben. 

Da ist vor allem die Liebe des täglichen Lebens in unseren Beziehungen zu allen, jene Liebe, von der der Heilige Geist durch den Mund des heiligen Paulus sagt: “Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig,  sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. 

Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.” (1 Kor. 13,5-7).

6. Wir werden mit weniger Angst jenem Moment entgegensehen, wenn wir daran arbeiten, die Worte des Herrn in die Tat umzusetzen: “Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.” (Lk. 6,38).

Unsere Großzügigkeit gegenüber anderen weckt in uns das Vertrauen, dass der Herr großzügig mit uns sein wird, indem er uns seine Barmherzigkeit schenkt.  

Ich wünsche dir alles Gute, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.  

Pater Angelo