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Frage
Guten Tag Pater Angelo,
ich bin Katholik, aber kein praktizierender Katholik, denn mit Ausnahme einiger Feiern gehe ich nicht in den Gottesdienst.
In letzter Zeit bin ich, auch aufgrund bestimmter Ereignisse in der Familie und an der Arbeit, hartherzig geworden. Ich empfinde für die Menschheit kein Mitleid mehr.
Meine Frau ist Mitglied der Zeugen Jehovas und versucht, mich dazuzubringen, ihrer Kirche beizutreten, aber ich habe mich über die Geschichte der Zeugen Jehovas informiert und bin davon überzeugt, dass sie nicht Gottes auserwähltes Volk sind.
Meine Frage ist folgende: Beim Surfen im Internet stieß ich auf einen Artikel über Mutter Natuzza, die zu den Seelen im Fegefeuer sprach. Daraufhin habe ich begonnen, die Existenz des Fegefeuers zu erforschen, Geschichten von Mystikern zu lesen, darunter auch von Heiligen, die Erfahrungen mit den Seelen im Fegefeuer gemacht haben, zum Beispiel Pater Pio.
Aber ich habe gelesen, dass Papst Franziskus gesagt haben soll: „Alles wird im Paradies gelöst“, und in mehreren Zeitungsartikeln steht sogar, dass der Papst das Fegefeuer abgeschafft hat.
Mich hat das verwirrt und ich frage mich immer wieder: aber wenn es das Fegefeuer nicht gibt, mit wem hat dann Pater Pio gesprochen? Wenn es keine Seelen waren, die um Fürbitten baten, waren es dann Dämonen?
Danke.
Antwort des Priesters
Lieber Besucher,
1) Für diejenigen, die ins Fegefeuer gehen, gilt, was der Papst gesagt hat: Alles wird im Paradies gelöst. Das Fegefeuer ist in der Tat ein Übergangszustand, den es allerdings nach dem Ende der Welt und dem Jüngsten Gericht nicht mehr geben wird.
2. Der Katechismus der Katholischen Kirche fasst die Lehre über das Fegefeuer in drei Aussagen zusammen:
Die Erste lautet: “Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können” (KKK 1030).
Die Zweite: “Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer]. Sie hat die Glaubenslehre in bezug auf das Purgatorium vor allem auf den Konzilien von Florenz [Vgl. DS 1304] und Trient [Vgl. DS 1820; 1580] formuliert. Im Anschluß an gewisse Schrifttexte [Vgl. z.B. 1 Kor 3,15, 1 Petr 1,7] spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer:
Man muß glauben, daß es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, daß, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ‚weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32). Aus diesem Ausspruch geht hervor, daß einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können“ (Gregor d. Gr., dial. 4,39) (KKK 1031).
Die Dritte: “Diese Lehre stützt sich auch auf die Praxis, für die Verstorbenen zu beten, von der schon die Heilige Schrift spricht: „Darum veranstaltete [Judas der Makkabäer] das Sühnopfer für die Verstorbenen, damit sie von der Sünde befreit werden“ (2 Makk 12,45). Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer [Vgl. DS 856] dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, Ablässe und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen.
Bringen wir ihnen Hilfe und halten wir ein Gedächtnis an sie. Wenn doch die Söhne Ijobs durch das von ihrem Vater dargebrachte Opfer geläutert wurden [Vgl. Ijoh 1,5], wie sollten wir dann daran zweifeln, daß unsere Opfergaben für die Toten ihnen Trost bringen? Zögern wir nicht, den Verstorbenen Hilfe zu bringen und unsere Gebete für sie aufzuopfern (Johannes Chrysostomus, horn. in 1 Cor. 41,5)” (KKK 1032).
3. Wenn in den Schlagzeilen geschrieben stand, der Papst habe das Fegefeuer abgeschafft, dann liegen sie damit gründlich daneben.
Abgesehen davon, dass der Papst nicht Eigentümer der Kirchenlehre ist.
Er ist ihr demütiger Diener.
Er hat die Aufgabe, das anvertraute Glaubensgut zu bewahren (vgl. 1 Tim 6,20), gemäß dem Auftrag, den Jesus Christus ihm gab, als Er zu Petrus sagte: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!” (Lk 22,31-32).
4. Bei dieser Aufgabe wird der Papst nicht allein gelassen, sondern er ist abgesichert.
Er wird von Jesus Christus behütet, der Petrus und seinen Nachfolgern versprochen hat: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein” (Mt 16,18-19).
5. Der Grund, warum die Seelen im Fegefeuer von uns profitieren kӧnnen, ist in dieser Aussage vom Hl. Thomas enthalten: “Da alle Gläubigen einen einzigen Leib bilden, wird das Wohl des einen den anderen mitgeteilt. (…).
Gleicherweise muss man glauben, dass es in der Kirche eine Gütergemeinschaft gibt.
Aber das wichtigste Glied ist Christus, denn er ist das Oberhaupt.
Deshalb wird das Gut Christi allen Gliedern mitgeteilt; dies geschieht durch die Sakramente der Kirche“ (Kommentar zum apostolischen Glaubensbekenntnis).
Im rӧmischen Katechismus des Trienter Konzils wird auch hinzugefügt: “Die Einheit des Geistes, durch die die Kirche beseelt und aufgerichtet wird, macht alles, was sie besitzt, allen, die zu ihr gehören, gemeinsam” (I,10,24).
6. Was dich betrifft, so rate ich dir, große Hingabe für die Seelen im Fegefeuer zu haben.
Finde zu diesem Zweck zu deiner religiösen Praxis zurück, die dich in eine echte Gemeinschaft der gegenseitigen Liebe und Hilfe führt.
Im Katechismus der Katholischen Kirche steht: “In ganz besonderer Anerkennung dieser Gemeinschaft des ganzen mystischen Leibes Jesu Christi hat die Kirche der [Erden]pilger von den anfänglichen Zeiten der christlichen Religion an das Gedächtnis der Verstorbenen mit großer Ehrfurcht gepflegt und hat, ‚weil es ein heiliger und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden‘ (2 Makk 12,45), auch Fürbittgebet für sie dargebracht“ (LG 50).
Unser Gebet für die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden” (KKK 958).
7. Du brauchst das Gebet der Seelen im Fegefeuer, denn es hilft dir, das ewige Heil zu erreichen.
Du brauchst ihre Fürsprache auch, um deine Frau, die derzeit ohne Jesus Christus, Seine Sakramente, die Kirche, die Gottesmutter, die Gemeinschaft der Heiligen und die Gemeinschaft mit den Seelen im Fegefeuer dasteht, zum ewigen Heil zu führen.
Ich wünsche dir alles Gute, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Pater Angelo