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Frage

Lieber Pater Angelo,


auf der Suche nach Antworten auf meine Glaubenszweifel im Internet bin ich auf Ihre Seite gestoßen und ich lese immer sehr gern Ihre so aufschlussreichen und ermutigenden Antworten. Es ist mir ein großes Bedürfnis, mit Ihnen über meine Situation zu sprechen, auch wenn ich mich ein wenig schäme: Sie sind die erste Person, der ich mich öffne. 

Zunächst möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: Ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und habe einen neunjährigen Sohn. Obwohl ich in einer nicht praktizierenden, antiklerikalen Familie aufgewachsen bin, in der Gott nie erwähnt wurde, bin ich dennoch getauft und habe die Erstkommunion empfangen. Im Gegensatz zu meinem Umfeld habe ich immer den Glauben beibehalten und gebetet. Selbst als ich mit vierzehn Jahren eine dunkle Zeit durchmachte; Zeit, in der ich nicht mehr zur Messe ging. Die Schuld liegt sicherlich bei mir: wie viele andere lebte ich so, als würde ich die Stimme Christi nicht hören. In dieser Zeit lernte ich meinen jetzigen Ehemann kennen und begann, mit ihm zusammenzuleben. Im Alter von 23 Jahren hörte ich wieder die Stimme des Herrn und fing an, wieder zur Messe zu gehen, bestand auch darauf, dass wir heiraten. Hier habe ich wahrscheinlich einen Fehler gemacht: Mein damaliger Freund zögerte zunächst, aber dann willigte er ein, und wir heirateten in der Kirche, zu meiner großen Freude, wie ich zugeben muss. Als unser Kind auf die Welt kam, ich war damals 29, gab es eine weitere schwierige Phase: Mein Mann geriet in eine Krise und zog sich als Vater immer mehr zurück, in dem Sinne, dass er zwar anwesend war, aber nur körperlich. Außerdem hatte er betont, keine weiteren Kinder mehr zu wollen. Und dabei blieb es auch: er ließ sich nicht mehr umstimmen. Bedauerlicherweise blieb ich daraufhin wieder dem Gottesdienst fern. Ich befand mich wieder in der gleichen Situation wie bei meinen Eltern: Ich lebte mit einem Menschen zusammen, der die Kirche nicht guthieß, sich über Kirchgänger lustig machte und über mich herschimpfte, also entschied ich mich, dem Frieden zuliebe, für den einfacheren Ausweg.

Vor einem Jahr ist dann die Zeit gekommen, meinen Sohn auf die Erstkommunion vorzubereiten, und ich sagte mir: ‚Jetzt reicht es‘! Seitdem gebe ich mir große Mühe, wieder auf den richtigen Weg zu kommen, aber zu wissen, dass ich alleine mit gutem Beispiel vorangehen muss, ohne von meinem Mann  unterstützt zu werden, ist sehr anstrengend.

Es ist sehr belastend, wenn man sich alleine ‚bekehren‘ muss: Als wir uns kennenlernten, waren wir beide gleich, mein Mann und ich; wir stellten uns keine Fragen. Aber ich habe mich nun mal verändert: es ist schwierig, zum Beispiel vor die Wahl gestellt zu werden, entweder durch Verhütung zu sündigen oder andernfalls die Ehe zu vermasseln, weil mein Mann uns verlassen würde. Es ist schwierig, nicht mit ihm über all das reden zu können, weil er nicht zuhören will. Es ist nicht einfach, mein Kind zur Hl. Messe mitzunehmen, wenn mir nachher jedesmal vorgeworfen wird, dies zu oft zu tun. So ist es auch nicht einfach, meinem Sohn eine Antwort zu geben auf die Frage, warum Papa nicht zum Beten mitkommt. Es erfordert so viel Geduld!

Eine letzte Sache noch: ich liebe meinen Mann sehr: Er ist ein guter Kerl und hat uns sehr lieb. Auch sonst verstehen wir uns wirklich hervorragend, und wir haben es bisher geschafft, unsere Ehe nach so vielen Jahren noch aufrechtzuerhalten, was in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit ist.

Verzeihen Sie mir, dass dieser Brief so lang geworden ist. Ich hoffe, Sie haben ein paar Worte des Trostes für mich. Was kann ich tun, außer für ihn und für uns zu beten?

Meinen unendlichen Dank. 

E.



Antwort des Priesters

Liebe Besucherin,


1. es gab Fehler in deinem früheren Leben. Aber ich werde nicht auf diese zurückkommen. Du musst auf die Gegenwart schauen und für die Zukunft gerüstet sein.

Zunächst ist es schon mal eine gute Sache, dass dein Mann an der Familie hängt und sie liebt.

Ich verstehe das Unbehagen, das du empfindest, weil du dich alleine um die religiöse Erziehung eures Kindes kümmern musst.

Aber ich vertraue darauf, dass es in der christlichen Kirchengemeinde, der du angehörst, Paare gibt, die auch in religiöser Hinsicht für ihre Kinder sorgen. Und ihr Zeugnis kann für dich und dein Kind eine Hilfe sein.

Außerdem wird in einiger Zeit die Vorbereitung auf die Firmung kommen. Das wird eine Gelegenheit sein, dass ihr euch für euren Sohn einen gläubigen Firmpaten aussucht.

2. Dein Unbehagen kann ich gut nachvollziehen: die Bedingung, keine weiteren Kinder zu haben, und die erzwungene eheliche Empfängnisverhütung.

Die Kirche hat Verständnis für einen Ehepartner, der unter einer solchen Situation leidet, um die Ehe nicht zu zerstören.

Was die Empfängnisverhütung anbelangt, so ist zu hoffen, dass dein Ehemann dies nicht dir überlässt, denn das würde dir auch körperlich schaden.

Aus moralischer Sicht ist deine eine aktive Mitwirkung an einer Handlung, die an sich nicht mit Gottes Plan für die Ehe übereinstimmt. Deshalb rate ich dir, regelmäßig zur Beichte zu gehen, bevor du die heilige Kommunion empfängst.

Wahrscheinlich tust du das bereits, und du hast einen Priester gefunden, der dich versteht und der für dich ein Diener der grenzenlosen göttlichen Barmherzigkeit ist.

3. Jetzt geht das Kind zur Erstkommunion.

Bereite es gut darauf vor. Sag ihm auch, dass dies aus verschiedenen Gründen ein ganz wichtiger Tag ist, auch deshalb, weil der Herr nach Aussagen vieler Heiligen alle Gnaden gewährt, um die ein Kind am Tag seiner Erstkommunion bittet.

So drückte es zum Beispiel die heilige Theresia vom Kinde Jesu aus: „Da erinnerte ich mich daran, dass ich gehört hatte, dass man am Tag der Erstkommunion alles bekommt, worum man bittet“ (Geschichte einer Seele, 52).

Man kann davon ausgehen, dass es sich dabei um für unser Seelenheil nützliche Gnaden handelt.

Sage deinem Sohn also, er solle Jesus darum bitten, dass ihr alle drei für immer zusammen im Himmel sein könnt.

Auf diese Weise bittet er indirekt um die Gnade der Bekehrung.

Oder du kannst ihm sagen, dass er um die Gabe des Glaubens für seinen Vater bitten soll,  aber in diesem Fall kommt es auf die Sensibilität deines Kindes an.

Bereite auch du dich auf dieses große Gnadenereignis für deine Familie vor, indem du dem Herrn und der Muttergottes zusätzliche Gebete und Opfer für die Bekehrung deines Mannes darbringst.

Die heilige Teresina schreibt auch: „Ach, Gebet und Opfer bilden meine ganze Kraft, sie sind die unbesiegbaren Waffen, die Jesus mir gegeben hat, sie berühren die Seelen weit mehr als Reden, das habe ich oft erfahren“ (Geschichte einer Seele, 315).

Ich freue mich, mich geistig mit diesem großen Tag von euch zu verbinden. Ich versichere euch mein Gebet und sende euch inzwischen meinen Segen.

Ich danke dir auch für die Wertschätzung unserer Seite und für dein Vertrauen.

Pater Angelo