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Frage
Guten Tag Pater,
ich kann sagen, dass ich ein Überlebender bin… und obwohl ich noch unter den Lebenden weile… scheint es mir unmöglich, danach zu streben, Christus würdig zu sein.
Ich habe keinen besonderen Grund, Sie mit persönlichen Dingen von mir zu „langweilen“, die nur wenige Menschen kennen… aber ich verspüre das Bedürfnis, der Welt zuzurufen, dass man zuhören muss, wenn Jesus einen dazu aufruft, dem Weg zu folgen, den er gezeigt hat.
Seit einiger Zeit werde ich von großen Gewissensbissen geplagt: Ich habe nicht auf Jesus gehört, der mich als Kind/Junge rief. Ich fühle mich wie ein ‚Verräter‘ ….
Es tat mir so leid, Jesus am Kreuz zu sehen, und gleichzeitig schüchterte es mich ein… Um also Zeit zu gewinnen, sagte ich ihm, dass ich seine „Mamma“ rufen gehe und holte eine Madonnenstatue, die ich im Haus fand, um sie in seine Nähe zu stellen.
Ich fühle mich schuldig, weil ich nicht auf Jesus gehört habe, der zu mir sprach und mir den Weg zeigen wollte.
Niemand hatte verstanden, dass ich Jesus in meinem Herzen hatte und Priester werden wollte.

Leider habe ich als Jugendlicher Wege eingeschlagen, die nur zu großen Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten geführt haben… Ich bin viele Male gefallen aber, dank meines starken Glaubens, immer wieder aufgestanden.
Ich ließ mich in Versuchung führen… Drogen und Sex… Das Ergebnis?
Ich habe mich mit dem HIV-Virus infiziert.
Im Dezember 1988 brach für mich die Welt zusammen.
Damals war es ein 100%-ig sicheres Todesurteil, es war der reine Terror… die Ärzte sagten mir, ich könnte etwa 6-8 Jahre lang symptomfrei bleiben …
Viele begangen damals Selbstmord, bei einem Befund wie diesem: Antikörper vorhanden.

1994 brach die Krankheit dann aus, ich erreichte in weniger Zeit das Endstadium, die Ärzte gaben mir nur noch wenige Wochen… die experimentellen Medikamente wirkten nicht….
Gegen Ende 1994 rief mich die Ärztin der Abteilung für Infektionskrankheiten in Padua an, um mir mitzuteilen, dass ich auch einen Tumor in der Leber habe und dass jegliche Behandlung nutzlos sei.
Die Wissenschaft war machtlos.
Damals lag die Sterblichkeit nach Auftreten der Symptome bei 100 Prozent, mit einer Lebenserwartung zwischen 4 und 10 Monaten.
Keine Krankheit hatte je eine solche Sterblichkeitsrate… und ich hatte obendrein auch noch einen bösartigen Lebertumor.
Die Ärzte hatten mich gefragt, ob ich lieber zu Hause oder im Krankenhaus sterben wolle.
Im Krankenhaus kamen die Pater des Heiligen von Padua, um mir von Zeit zu Zeit etwas Trost zu spenden….
Nur wenige hatten den Mut, diese Abteilung zu betreten.
Mit letzter Kraft sagte ich, ich wolle zu Hause sterben.
Zu viele Kranke hatte ich auf grausame Weise sterben sehen… alles junge Leute…
Ich habe die letzten Worte mehrerer Gleichaltriger gehört, die kurz vor dem Tod standen. Und glauben Sie mir, wenn das Ende naht, klammert sich selbst der größte Atheist an die Hoffnung.

Eines Abends nahm ich in meiner Verzweiflung das Auto, das ich nur mit Mühe fahren konnte… Ich wollte meinem Leben ein Ende setzen.
Ich hatte nicht die Wahl zwischen Leben oder Tod… es war vielmehr die Wahl zwischen dem Tod jetzt oder dem Tod in zwei Monaten…
Ich hatte mir einen Rosenkranz mitgenommen und erreichte mit dem Auto einen Ort in den Hügeln… Ich hatte beschlossen, Schluss zu machen.
Ich hatte mein ganzes Leben überdacht… Ich wusste, dass ich nicht Herr meines Lebens war.
Ich bat Jesus um Verzeihung… und ich weiß nicht wie, aber ich bin dann mit dem Rosenkranz in der Hand eingeschlafen.

Ich hatte einen Traum… ich hörte eine Stimme, die mich beruhigte und tröstete.
Kurz darauf erwachte ich und sagte zu mir selbst: Ich weiß, dass ich sterbe, aber ich will nicht mehr weiter sündigen.
Es macht keinen Sinn, alle Sünden zu bereuen und dann sein Leben mit einer Sünde zu beenden. Ich bin nicht Herr über mein Leben.
Und ich kehrte nach Hause zurück.
Nach einem Monat – es war inzwischen Ende 1995 – rief mich Frau Dr. Annamaria Cattelan an (sie war damals gerade neu in die Abteilung für Infektionskrankheiten gekommen), um mir eine neue experimentelle Therapie zur Behandlung der Infektion vorzuschlagen.
Das Medikament kam aus der Schweiz. Sein Name war SAQUINAVIR, ein Proteaseinhibitor.
Die junge Ärztin meinte: „Wir sollten die Wirksamkeit dieser Medikamente testen. Es ist einen Versuch wert.
Und so startete ich die Therapie… alle 3 oder 4 Tage wurden Blutuntersuchungen durchgeführt. 24 Tabletten musste ich pro Tag einnehmen… einige auf vollen Magen, andere auf leeren, andere wiederum mit fettigen oder weniger fettigen Speisen… und nebenbei hatte ich auch noch einen bösartigen Tumor in meiner Leber.

Dann zählten sie die CD4-Werte…sie stiegen so stark an, dass die Ärzte erstaunt waren (normalerweise steigen sie mit demselben Tempo an, wie sie sinken…es hätte also bis zu einem Jahr dauern können, bis ich wieder die Werte von 200 oder 300 erreichte, und somit keine starken Antibiotika mehr brauchte…).
Stattdessen erreichte ich in nur einem Monat den Wert von 200 (darunter bedeutet AIDS). Annamaria sagte zu mir, und der Ton klang nach einer Herausforderung: „Jetzt lass uns auch eine Chemo versuchen.

Nach 6 Monaten hatte ich kein AIDS mehr und auch der Lebertumor hatte sich stark zurückgebildet.
Nach weiteren 6 Monaten… war kein Krebs mehr da.

Ich war ein Kind/Jugendlicher (bis zum Alter von 16-17 Jahren) ohne besondere Probleme, aufgewachsen in einer sehr wohlhabenden Familie, zusammen mit anderen Geschwistern… und mit Freunden, mit denen ich Zeit verbringen konnte. Ich habe Jesus so sehr geliebt, seit der Zeit, in der ich im Kindergarten bei den Klosterschwestern war… Ich wäre so gern Priester geworden.
In den „unbeschwerten“ Jahren nach der Pubertät habe ich viele Sünden begangen (wir sind alle Sünder)… aber über eines bin ich froh: Ich habe den Namen Gottes nie verunehrt… nicht einmal in der größten Verzagtheit.
Ich habe nie Gott die Schuld für meine Schicksalsschläge zugeschoben…habe immer selbst die Verantwortung für meine Fehler übernommen.

Aber trotz dieser schrecklichen Erfahrungen und meiner Liebe zu Jesus… fühle ich mich nichts anderes als unwürdig.
Viele Grüße
Andrea


Antwort des Priesters

  1. Danke, lieber Andrea, für dieses bewegende Zeugnis von dir.
    Du hast den Rosenkranz in die Hand genommen, als du dich entschlossen hattest, dein Leben zu beenden.
    Aber die Muttergottes hat dir die Gnade geschenkt, noch so lange hier bei uns zu sein und den Herrn mit deinem eigenen Lobgesang zu verherrlichen.
    „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut…
    Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig…
    Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten..“.
  2. Als Kind hattest du den Wunsch, Priester zu werden.
    „Ich fühle mich schuldig, weil ich nicht auf Jesus gehört habe, der zu mir sprach und mir den Weg zeigte…
    Niemand hatte verstanden, dass ich Jesus in meinem Herzen hatte und Priester werden wollte“.
    Dein Widersacher hat es geschafft, in dein Leben einzudringen.
    Er hat es zerstört.
    Aber hier ist ein Wunder geschehen.
    Und weil der Herr nicht ohne Grund Wunder vollbringt, bist du nun hier, um zu sagen: „Ich verspüre das Bedürfnis, der Welt zuzurufen, dass man zuhören muss, wenn Jesus einen dazu aufruft, dem Weg zu folgen, den er gezeigt hat.“
  3. Nun bist du zwar nicht Priester geworden, aber du bist hier in dieser Welt mit einer ähnlichen Aufgabe wie die, die der Herr dem Mann gab, der von einer Legion von Dämonen besessen war.
    “Der Mann, den die Dämonen verlassen hatten, bat Jesus, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch Jesus schickte ihn weg und sagte: Kehr in dein Haus zurück und erzähl alles, was Gott für dich getan hat! Da ging er weg und verkündete in der ganzen Stadt, was Jesus für ihn getan hatte.“ (Lk 8,38-39).
  4. Vielleicht hat der Herr es zugelassen, dass du seinerzeit nicht auf Seine Stimme hörtest, damit du jetzt vielen sagen kannst, dass das, was der Herr für dich getan hat, er auch für sie tun kann.
    Und dass Jesus Christus ihr Retter sein will, an Leib und Seele, in jedem Augenblick ihres Lebens.
  5. Bete für die Priester.
    Bete für alle, die der Herr beruft.
    Bete für alle, die berufen worden sind.
    Sei Vater und Bruder für alle Priester dieser Welt.
    Der Herr vertraut auf deine Fürsprache und Aufopferung deines Lebens, Augenblick für Augenblick.

Ich schließe dich gern in mein Gebet mit ein, danke dir nochmals für dein Zeugnis, umarme und segne dich.
Pater Angelo