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Frage

Lieber Pater Angelo,

ich schreibe Ihnen erneut, weil ich mit Interesse und Freude das Tagebuch von Schwester Faustina Kowalska gelesen habe, einschließlich der von Papst Johannes Paul II. geleisteten Arbeit zur Förderung ihrer Figur – bis hin zu ihrer Seligsprechung.
Nun stieß ich vor einigen Tagen auf den Artikel eines Priesters (der normalerweise der nachkonziliaren Kirche sehr kritisch gegenübersteht, um es milde auszudrücken), in dem der Kult der göttlichen Barmherzigkeit stark kritisiert wurde, wobei er, wie ja bekannt ist, auf die negative Stellungnahme des damaligen Heiligen Offiziums zum Text des Tagebuchs hinwies und behauptete, dass ein solcher Kult letztendlich eine Barmherzigkeit Gottes voraussetzt, die allen frei gegeben wird, und in Wirklichkeit die Hölle leugnet.
In der Tat, lieber Pater, und deshalb schreibe ich Ihnen, wird auf allen Seiten des Tagebuchs nie (oder zumindest nur sehr wenig) von der Notwendigkeit der Reue und einer Lebensänderung gesprochen, um die Barmherzigkeit Gottes zu erlangen.
Kurz gesagt, eine Art von Barmherzigkeit ohne Reue… Ich bin ziemlich verwirrt….
Was denken Sie, Pater? Können Sie mir helfen?
Vielen Dank und herzliche Grüße.


Antwort des Priesters

Lieber Besucher,

  1. Das Tagebuch von Schwester Faustina weckt sicherlich das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes gegenüber den Sündern.
    Diese Barmherzigkeit ist jedoch nicht billig, denn der Herr ruft uns auf, für ihre Bekehrung zu beten.
    Die Barmherzigkeit Gottes ist kein leeres Wort, sondern kommt in der Reue der Sünder und der Gnade der Bekehrung zum Ausdruck.
    Im Rosenkranz der göttlichen Barmherzigkeit wird unablässig wiederholt: „Durch Sein schmerzhaftes Leiden, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt”.
    Diese Barmherzigkeit hat einen Preis, und zwar das Opfer Jesu.
    Seinem Opfer schließen wir uns mit unserem eigenen persönlichen Opfer an.
    Vor allem mit dem Gebet, um die Gnade der Reue und der Umkehr zu erflehen.
  2. Es stimmt nicht, dass im Tagebuch der heiligen Faustina nichts über Reue und Wiedergutmachung steht.
    So schreibt sie zum Beispiel am Heiligen Abend 1933: „„Ich möchte, dass du Meine Liebe, in der Mein Herz zu den Seelen entflammt ist, tiefer kennenlernst. Du wirst das verstehen, wenn du Mein Leiden betrachtest. Rufe Meine Barmherzigkeit für die Sünder an, Mich verlangt es nach ihrer Erlösung. Wenn du für einen Sünder folgendes Gebet mit zerknirschtem Herzen und Glauben verrichtest, schenke Ich ihm die Gnade der Umkehr. Das Gebet ist: O Blut und Wasser, aus dem Herzen Jesu als Quelle der Barmherzigkeit für uns entströmt – ich vertraue auf Dich“.
  3. Die heilige Faustina ist sich bewusst, dass die Barmherzigkeit Gottes auch durch die Gnade der Buße vermittelt wird.
    Deshalb schrieb sie am 25. März 1935: „Plötzlich sah ich Seelen im Fegefeuer büßen. Ihre Erscheinung war wie ein Schatten, und unter ihnen sah ich viele Dämonen“.
  4. Die Gnade der Bekehrung wird auch durch die persönliche Buße vermittelt, die mit dem Opfer Jesu verbunden ist.
    Schwester Faustina möchte nicht nur ein Opfer bringen, sondern sich im Holocaust mit Jesus vereinen.
    Der Holocaust ist das Opfer, bei dem man alles gibt.
    Deshalb schrieb sie am 30. Januar 1937: „O Jesus, wie leid tun mir die armen Sünder! O Jesus, schenke ihnen Reue und Trauer, erinnere dich an dein schmerzliches Leiden. Ich kenne deine unendliche Barmherzigkeit. Ich kann nicht ertragen, dass eine Seele, die dich so viel gekostet hat, zugrunde geht. O Jesus, gib mir die Seelen der Sünder! Möge deine Barmherzigkeit auf ihnen ruhen. Nimm mir alles, aber gib mir die Seelen. Ich möchte ein Opfer für die Sünder werden. Die Hülle des Leibes verbirgt mein Opfer, denn dein heiligstes Herz ist auch in der Hostie verborgen, wo du also ein lebendiges Opfer bist.
    O Jesus, verwandle mich in dir, bis ich ein lebendiges, dir wohlgefälliges Opfer bin. Ich möchte zu jeder Zeit für die armen Sünder Sühne leisten.Das Opfer meines Geistes ist unter der Hülle des Leibes verborgen; die Blicke der Menschen sehen es nicht; darum ist es rein und dir wohlgefällig“.
  5. Ebenso am 10. Februar 1937, ein Aschermittwoch. Schwester Faustina legt für sich selbst einige Bußübungen fest. Sie schreibt die Anliegen: „Gottes Barmherzigkeit für die armen Sünder zu erflehen und den Priestern die Macht zu geben, die Herzen der Sünder zur Reue zu bewegen“.
  6. Auf diese Weise leistet sie Wiedergutmachung für einzelne Sünden.
    Am 16. August 1937 schrieb sie: „Wenn ich den Zustand einer Seele erkenne und weiß, was in ihr nicht gottgefällig ist, erkenne ich es auf diese Weise: sofort fühle ich Schmerzen in meinen Händen, Füßen und in der Seite, an den Stellen, wo die Hände, Füße und die Seite des Erlösers durchbohrt wurden; in diesem Augenblick erkenne ich den Zustand einer Seele und die Art der Sünde. In solchen Fällen möchte ich Jesus gegenüber Wiedergutmachung leisten.
    Heute habe ich sieben Stunden lang einen Kettengürtel getragen, um einer bestimmten Seele die Gnade der Reue zu vermitteln. Nach der siebten Stunde spürte ich ein Gefühl der Erleichterung, denn diese Seele hatte in ihrem Innersten bereits Vergebung empfangen, obwohl sie noch nicht gebeichtet hatte. Für die Sünde der Sinne kasteie ich den Körper und faste, soweit es mir erlaubt ist. Für die Sünde des Stolzes bete ich mit der Stirn auf dem Boden liegend. Für die Sünde des Hasses bete ich und gebe eine praktische Demonstration gegenüber einer Person, mit der ich Schwierigkeiten habe, und so, je nach Art der bekannten Sünden, gebe ich der Gerechtigkeit Genugtuung”.
  7. Wie wir sehen, stimmt die Botschaft, die Gott durch die heilige Faustina vermittelt, vollkommen mit dem überein, was dem heiligen Paulus geoffenbart wurde: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist“ (Kol 1,24).
    Lass dich also nicht verwirren. Fahre fort mit dem Gebet und der Aufopferung deiner selbst, um die göttliche Barmherzigkeit zu erflehen, die in der Gnade der Reue und Bekehrung durch Gebet und Opfer zum Ausdruck kommt.

Ich segne dich, wünsche dir alles Gute und gedenke deiner im Gebet.
Pater Angelo