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Frage
Lieber Padre Angelo,
zuerst bedanke ich mich bei Ihnen für Ihren wunderbaren Dienst, den Sie uns Usern seit Jahren anbieten und der für mich mittlerweile eine richtige Informationsquelle geworden ist, auf die ich in Zweifelsfällen immer wieder zurückgreifen kann. Auch haben mich Ihre Antworten immer zufriedengestellt.
Ich bin ein zwanzigjӓhriger Junge, der sich seit Kurzem dem Glauben wieder angenӓhert hat. Dem wahren Glauben, mit dem Versuch, Gottes Lehren in die Praxis umzusetzen und aus einem Zustand der stӓndigen Sünde zu erwachen, der mich nahezu zerstӧrte.
Seitdem ich begonnen habe, dem Willen Gottes zu folgen, fühle ich mich viel zufriedener und ruhiger, ich habe den enormen Unterschied zwischen früher und jetzt bemerkt. Überschüttet von den Sünden, war mein Verstand irgendwie getrübt, und durch die Sünde vӧllig verwirrt.
Es war, als hätte sich die Sünde einen großen Teil meines Wesens genommen und ließ mich nicht bei klarem Verstand sein, vor allem wegen der unreinen Lust, wie Masturbation oder Anschauen von Pornovideos.
Und zusätzlich noch gravierender ist die Tatsache, dass ich schon von Klein auf davon fasziniert bin…
Trotzdem habe ich es geschafft, durch einen harten Kampf und Buße aus diesem Zustand der Sklaverei herauszukommen (ich war regelrecht davon überwӓltigt) und meine Beziehung zur Gӧttlichen Liebe wieder herzustellen, indem ich Gott erlaubte, in mir zu wirken. Ich muss aber zugeben, dass es wirklich hart war für mich.
Auf meinem Weg ist es auch zu Rückfӓllen gekommen und ich bin mir voll bewusst, dass ich in diesem Leben ständig auf der Hut sein muss. Das Himmelreich ist etwas für “harte Menschen”.
Nun habe ich begonnen, jeden Tag zu beten und habe auch vor, nicht nur sonntags sondern auch unter der Woche den Gottesdienst zu besuchen. Aber manchmal komme ich in Versuchung.
Ich habe ein Problem und zwar, dass ich mich mitunter, auch schon alleine durch den Anblick bestimmter Personen, quasi ungewollt, sehr schnell errege.
Ein Blick reicht aus, um mich zu erregen. In den meisten Fӓllen versuche ich, nicht darauf zu achten, aber das bereitet mir dann Unbehagen. Nun zu meiner Frage: kann man das Todsünde nennen? Auch das einfache, manchmal auch absichtliche, Hinsehen?
Wenn es mir passiert und ich es bemerke, bitte ich Gott um Vergebung aber ich bin mir nicht sicher, ob das reicht, auch wenn es nicht voll unter meiner Kontrolle steht. Selbst das bloße Sprechen darüber bewirkt in mir eine Erregung, die allerdings nicht andauert, insofern ich ihr keine Gelegenheit dazu biete.
Ich wollte es Ihnen so schildern, um Ihnen zu verstehen zu geben, wie meine momentane Situation aussieht. Auch nur die Nӓhe bestimmter Personen verursacht in mir eine plӧtzliche Erregung.
Ich bitte Sie, mir Ratschlӓge zu geben, um dieses Problem zu überwinden und auch darum, für mich zu beten, denn ich habe es dringend notwendig.
Wenn Sie mӧchten, kӧnnen Sie meine Frage ruhig auf der Internetseite verӧffentlichen, wenn Sie denken, dass sie für andere hilfreich sein kann.
Mӧge Gott Sie segnen.
Antwort des Priesters
Mein Lieber,
es tut mir außerordentlich leid, dass ich erst heute dazu gekommen bin, deine E-Mail vom 12. August zu beantworten. Ich bitte dich um Entschuldigung.
1. Es freut mich sehr, dass du von neuem der Stimme Gottes zugehӧrt hast, die dich zur Gemeinschaft mit Ihm gerufen hat.
Jetzt merkst du wohl den Unterschied zwischen dem Leben in Sünde und dem Leben in Gnade.
Als du in der Sünde warst, dachtest du jedoch wahrscheinlich, dass es das sinnvollste sei, so zu leben und in deinem Inneren verachtetest du die Glӓubigen oder zumindestens verstandest du sie nicht.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt ist aber das Licht eingetreten und du hast den Unterschied von selbst verstanden, ohne Katechismus gelernt zu haben.
Jetzt fühlst du dich wohler.
Warum? Weil Gott nicht verlangt, das Naturgesetz zu brechen, sondern den authentischen Neigungen eines Menschenwesens zu folgen.
Bevor Seine Grundgebote auf Steintafeln geschrieben worden sind, wurden sie ins Menschenherz eingeprӓgt und dort bleiben sie für ewig.
Erst später hat Gott sie auch auf Steintafeln geschrieben, für diejenigen, die so blind geworden waren, dass sie sie in ihrem Herzen nicht mehr lesen konnten.
2. Jetzt merkst du, wie wahr die Versprechungen sind, die Gott durch Mose bei der Übergabe der Tafeln des Bundes machte: “So tut nun getreulich, wie euch der Herr, euer Gott, geboten hat, und weichet nicht zur Rechten noch zur Linken; genau auf dem Wege, den euch der Herr, euer Gott, geboten hat, sollt ihr gehen, auf dass ihr am Leben bleibet und es euch wohl ergehe und ihr lange lebet in dem Land, das ihr besetzen werdet” (5. Mose 5,32-33).
3. Auf dass ihr am Leben bleibet: schon aus einer psychologischen Perspektive heraus kann man wahrnehmen, dass man von einem tugendhaften Leben sagen kann: ja, das ist ein gutes Leben, voll von innerer Erfüllung.
Aber dieses Versprechen wird noch stӓrker, wenn man in Gnade lebt und man eine füllende Präsenz spürt.
Keine andere Realität, nicht einmal alles Glück der Welt, kann man mit dieser Präsenz vergleichen!
Durch diese Präsenz verstehst du die Worte Davids, der eines Tages sagte: “Es gibt für mich kein Glück außer dir” (Ps. 16,2).
4. Dass es euch wohl ergehe: Die Sünde ist eine sofortige Zufriedenstellung, die zuweilen auch sehr stark sein kann. Aber zurück bleibt nichts, außer eine große Leere. Wenn man beginnt, in Gemeinschaft mit Gott zu leben, lӓsst man sich von seinem Dasein, seinem Licht und seinem Trost überfluten, und man beginnt, den Anfang des Paradieses zu erfahren.
Gerade die Erfahrung, von der David gesprochen hat, als er sagte: “Du weisest mir den Pfad, fülle der Freude vor deinem Angesicht, und Wonne in deiner Rechten ewiglich” (Ps 16,11).
5. Und ihr lange lebet in dem Land, das ihr besetzen werdet: alles ist gut bewahrt, wenn man auf dem Weg Gottes geht.
So ist die Freundschaft der Verlobten bewahrt.
So ist die eheliche Treue bewahrt.
So ist unser Leben bewahrt: nicht nur weil es von dem Schutz der Heiligen genießt sondern auch weil so die Annäherung des Bösen verhindert wird, der nur kommt, um zu stehlen, zu tӧten, und zu zerstӧren, wer es ihm erlaubt, (Joh. 10,10), so sagte der Herr.
6. Du schreibst: “in der Sünde versunken, war mein Geist irgendwie getrübt, und von der Sünde vӧllig verdreht. Es war, als hätte sich die Sünde einen großen Teil meines Wesens genommen und ließ mich nicht mit klarem Verstand denken”
Der Prophet Jeremias sagt in seinen Klageliedern: “Entschwunden ist der Tochter Sion all ihre Herrlichkeit” (Klgl 1,6).
Die Sünde ist ein Makel, der die Seele so verunziert, wie ein Fleck das Kleid oder sonst jeglichen kostbaren Gegenstand.
Jemand hat gesagt, dass so wie ein Kӧrper ohne Seele beginnt in Verwesung überzugehen, so geschieht es auch mit einer Seele, der die Gnade Gottes entzogen wird. Wӓhrend sie sich während des Lebens bewegen konnte und sich innerlich frei fühlte, ist sie jetzt innerlich wie von dem gefesselt, gefangen von dem, was nur Ekel und Überdruss hervorruft.
Der Heilige Filippo Neri, dem eine besondere Gnade verliehen wurde, sah eine Seele in der Todsünde, und konnte nicht mehr schweigen. Er schrie, dass es nichts Widerlicheres gibt, als eine Seele in der Todsünde.
Du sagst, dass dein Verstand irgendwie getrübt, und von der Sünde vӧllig verdreht wurde.
Nicht nur dein Verstand, sondern auch dein Wille und deine Seele.
7. Jetzt komme ich zu meinen Ratschlӓgen an dich.
Du sagst, du würdest gern nicht nur sonntags sondern auch an den Werktagen den Gottesdienst besuchen.
Ich hoffe, dass du nicht auf meine Antwort gewartet hast und damit schon begonnen hast. Wenn du damit angefangen hast, wirst du bestimmt schon spüren, dass dein ganzer Tag oder besser gesagt, dein ganzes Leben, einen anderen Geschmack angenommen hat. Ich würde sagen, einen Geschmack des Himmels.
8. Ich empfehle dir auch, wenn möglich, das tӓgliche Rosenkranzgebet,
sowie eine regelmäßige und häufige Beichte, beim gleichen Priester.
Damit erhӓlt dein christliches Leben eine solide Grundlage.
Viele andere Dinge werden nach und nach hinzukommen, die dann auch variieren kӧnnen.
Aber das sind die wesentlichen Punkte, um eine gute Grundlage zu erlangen.
9. Bezüglich des bestimmten Problems, das du angedeutet hast, beschrӓnke ich mich auf Folgendes non nocet sensus ubi non est consensus: es schadet dem Sinn nicht (d.h., es ist keine Sünde), insofern die bedachte Zustimmung dazu fehlt.
Das heißt aber nicht, dass deinerseits nicht Vorsicht gebeten ist, denn starke Emotionen beeintrӓchtigen eine vernünftige Entscheidung und ein ruhiges Verhalten.
Im Rosenkranzgebet bitte dann die Heilige Jungfrau, Mutter der Schӧnen Liebe, beharrlich darum, dich einfacher und reiner werden zu lassen. (mites fac et castos).
Wenn du sie anflehst, wird sie dich erhӧren.
Ich wünsche dir alles Gute, schließe dich in mein Gebet ein und segne dich.
Padre Angelo